Das Bedürfnis nach körperlicher Intimität und Geschlechtsverkehr während der Schwangerschaft ist von Frau zu Frau und von Paar zu Paar sehr unterschiedlich. Viele Frauen haben allerdings gerade im ersten Drittel der Schwangerschaft weniger Lust auf Sex als sonst. Besonders, wenn du in dieser Zeit an Beschwerden wie Müdigkeit, Erbrechen und Übelkeit leidest, ist das also ganz normal. Oft kommt im zweiten Drittel der Schwangerschaft auch wieder der Wunsch nach mehr Sex auf, weil sich der Hormonhaushalt umgestellt hat und du dich an die neue Lebenssituation gewöhnt hast. Dann steht deinem Bedürfnis nach einem erfüllten Sexualleben grundsätzlich nichts entgegen.

Wenn deine Schwangerschaft normal verläuft, gibt es keinen Grund zur Sorge, dass Geschlechtsverkehr oder ein Orgasmus dem ungeborenen Kind schaden könnte. Es passiert ihm nichts, wenn der Penis in die Scheide eindringt. Auch dann nicht, wenn das in rhythmischen Stößen passiert. Du kannst auch problemlos einen Vibrator oder anderes Sexspielzeug benutzen. Hauptsache, du fühlst dich dabei wohl. Deine Glücksgefühle werden sich auch auf dein Baby übertragen.

In einigen Fällen raten Ärzt:innen aber von Geschlechtsverkehr ab. Zum Beispiel, wenn Blutungen aus der Scheide auftreten oder wenn es zu einem vorzeitigen Blasensprung gekommen ist. Das gilt auch bei einer sogenannten Placenta praevia, wenn also der Mutterkuchen im Bauch ungünstig liegt. Vorsichtig solltest du zudem sein, wenn du früher schon einmal eine Fehlgeburt hattest oder wenn du Zwillinge oder Mehrlinge erwartest und schon über die 32. Woche hinaus bist. Sprich dein:e Ärzt:in auf jeden Fall auf mögliche Risiken an. Erkundige dich dort auch frühzeitig nach einer geeigneten Behandlung, falls du eine Infektion der Scheide hast. Das Gleiche gilt, wenn dein:e Partner:in eine sexuell übertragbare Krankheit hat, wie Herpes, Hepatitis oder HPV. Selbst wenn du aus medizinischen Gründen keinen Geschlechtsverkehr haben sollst, bedeutet das nicht, dass du ganz auf Sex verzichten musst. Besprich mit deiner Hebamme oder dein:er Ärzt:in, wie du deine Lust auf andere Weise ausleben kannst. Das kann zum Beispiel Oralverkehr, Petting, intimes Streicheln oder Massieren sein.

Bei der Wahl der Stellungen gibt es keine Vorgaben oder Verbote, höchstens Tipps. Manche Frauen empfinden die Missionarsstellung als unangenehm, je weiter die Schwangerschaft voranschreitet und je größer der Bauch wird. Vielleicht ist für dich dann die Seitenlage angenehmer. Oder du probierst Positionen aus, bei denen du oben und dein:e Partner:in unter dir ist. Experimentiere einfach ein wenig und probiere Neues aus. Entscheidend ist dabei immer, dass es sich für dich gut anfühlt.

Es kommt manchmal vor, dass die Scheide nach dem Sex leicht blutet. Du musst dir deswegen nicht gleich Sorgen machen. Am nächsten Tag aber solltest du vorsichtshalber schwerwiegende Ursachen ausschließen lassen und in der Praxis dein:er Ärzt:in vorbeischauen. Meistens liegt es bei solchen kleinen Blutungen daran, dass die Geschlechtsorgane während der Schwangerschaft besonders gut durchblutet sind. Dadurch kann es leichter zu kleinen Verletzungen kommen. Wenn Äderchen in der Scheide platzen, entstehen sogenannte Kontaktblutungen, die nach kurzer Zeit aufhören. Falls sie aber länger als einige Minuten andauern, stärker werden oder du vor Beginn der Blutung gar keinen Sex hattest, musst du dringend und möglichst schnell ärztlichen Rat einholen. Ganz besonders gilt das, wenn du zusätzlich zu den Blutungen noch Unterleibsschmerzen bekommst. Dann solltest du so schnell wie möglich in eine Geburtsklinik fahren.

Vor allem im letzten Drittel der Schwangerschaft kommt es häufig vor, dass während oder nach dem Sex Krämpfe einsetzen. Manchmal fühlen sie sich wie leichte Wehen an. In diesen Fällen kannst du durch ruhiges, tiefes Atmen deinem Unterleib dabei helfen, sich zu entspannen. Sind die Krämpfe allerdings stark und halten länger als einige Minuten an, solltest du dich unbedingt an ein:e Ärzt:in wenden.

Für viele Paare ist die Schwangerschaft eine außergewöhnliche Zeit. Die Vorfreude auf das Baby ist meistens groß. Es können aber auch Stress, Ängste und Sorgen auftreten. Werden Schwangerschaft und Geburt gut verlaufen? Werden wir gute Eltern sein? Was wird die Zukunft bringen? Du erlebst wahrscheinlich nicht nur große körperliche Veränderungen. Es kann auch sein, dass deine Gefühle stärker schwanken als sonst oder dass zwischen dir und dein:er Partner:in vermehrt Spannungen und Frust auftreten. Dann hilft es am besten, wenn ihr miteinander in Ruhe über eure Gefühle sprecht. Auf diese Weise lassen sich häufig Missverständnisse klären. Außerdem helfen euch solche Gespräche, die Situation des jeweils anderen besser zu verstehen und nachzuempfinden. Gerade bei sexuellem Frust kann es helfen, wenn du dein:er Partner:in von den körperlichen und hormonellen Veränderungen deines Körpers erzählst. Dann weiß dein:e Partner:in, dass die mangelnde Lust Gründe hat, die nichts mit ihr oder ihm zu tun haben. Sollten euch euch solche Gespräche aber sehr schwer fallen, könnt ihr euch dafür Unterstützung suchen, zum Beispiel bei einer Paarberatung. Es gibt auch kostenlose Beratungsstellen, die besonders viel Erfahrung mit werdenden Eltern haben.