In Deutschland kommt eines von 10 Kindern als Frühgeburt zur Welt. Das heißt, dass das Baby in der 37. Schwangerschaftswoche oder vor dem 260. Tag der Schwangerschaft geboren wird. Es gibt drei Kategorien, in die Frühgeborene eingeteilt werden. Extrem früh Frühgeborene sind Kinder, die bis zur vollendeten 27. Schwangerschaftswoche geboren wurden. Sehr früh Frühgeborene erblicken das Licht der Welt zwischen der 28. und der 31. Woche. Späte Frühgeborene sind bei der Geburt 32 bis 37 Wochen alt.

Die Gründe für eine Frühgeburt sind oft nicht klar. Es kann dazu kommen, wenn der Fötus sich ungünstig entwickelt. Auch das Alter der Mutter kann in einigen Fällen eine Rolle spielen. So sind Frauen unter 18 und über 35 Jahren häufiger von einer Frühgeburt betroffen als andere. Ebenfalls gehören sehr untergewichtige oder übergewichtige Frauen zur Risikogruppe. Viel eindeutigere Ursachen sind aber Erkrankungen der Mutter wie zum Beispiel Diabetes, also eine Zuckererkrankung, Infektionen, vaginale Erkrankungen oder Geschwulste an der Gebärmutter. Wenn in der Schwangerschaft ein erhöhter Blutdruck auftritt, ist besondere Vorsicht geboten. Auch bei Oberbauchschmerzen, starken Kopfschmerzen, Augenflimmern und starken Wassereinlagerungen sollte möglichst schnell eine frauenärztliche Praxis kontaktiert werden. Diese Beschwerden könnten Hinweise auf eine Präeklampsie sein. Das ist eine Krankheit, die auch Schwangerschaftsvergiftung genannt wird und in schweren Fällen zu einer Frühgeburt führen kann. Auch vorzeitige Wehen sollten dringend ärztlich abgeklärt und im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen erwähnt werden, damit man einer möglichen Frühgeburt entgegen steuern kann. Zusätzlich zum Gesundheitszustand von Mutter und Kind gibt es natürlich auch negative Einflüsse von außen. Dazu gehören Stress, Rauchen und Alkoholkonsum in der Schwangerschaft.

Wenn das Baby vor der 28. Schwangerschaftswoche zur Welt kommt, sind seine Organe noch nicht funktionsfähig. Es braucht deshalb besonders intensive medizinische Betreuung. Es wird in einen Inkubator gelegt, wo es gut vor Keimen geschützt wird. Seine Temperatur wird reguliert und es wird ernährt und beatmet. Für später geborene Frühchen kann ein Wärmebettchen reichen. Es ist aber gut zu wissen, dass sich in den letzten Jahren die Überlebenschancen von Frühchen und die Chancen auf eine gesunde Entwicklung dieser Kinder sehr stark verbessert haben. Das medizinische Personal wird alles dafür tun, dem Baby den besten Start in sein neues Leben zu ermöglichen. Für viele Eltern ist es allerdings schwer, das winzige Baby umgeben von medizinischen Geräten, Ärzt:innen und Krankenpfleger:innen zu sehen. Manche Eltern haben Angst vor diesem Anblick. Bitte mach dir keine Vorwürfe, wenn du solche Empfindungen hast. Sprich mit Menschen, denen du vertraust. Du solltest dich selbst entlasten, so gut es geht. Dann kannst du auch besser für das Baby da sein.

Deine Stimme und die Stimme von Angehörigen sind dem Kind schon aus der Schwangerschaft vertraut. Du kannst über deine Stimme Kontakt und Bindung zu dem Baby aufnehmen und ihm zum Beispiel etwas erzählen. Auch kannst du ihm etwas vorlesen oder vorsingen. Das Baby nimmt dich nämlich auch wahr, wenn es im Inkubator liegt. Besonders wohltuend für Mutter und Kind ist der direkte Körperkontakt. Beim sogenannten Känguruhen liegt das Baby auf deinem nackten Oberkörper. Es trägt dabei nur eine Windel. Für das Kind ist es schön, wieder deinen Herzschlag zu hören und die Berührung stärkt die Bindung zwischen euch. Auch dein:e Partner:in kann sich auf diese Weise mit dem Baby verbinden. Das Känguruhen ist auch dann möglich, wenn das Frühchen noch beatmet wird. Reifere Babys können üben, direkt an der Brust zu trinken. Auch das stärkt die Bindung zwischen Mutter und Kind. Wenn dein Baby noch zu klein ist, kann es sich trotzdem von deiner Muttermilch ernähren und die vielen wichtigen Nährstoffe in ihr aufnehmen. Dafür wird die abgepumpte Milch dem Kind über eine Sonde zugeführt.

Das Wichtigste ist, dass du dich zuerst behutsam in der neuen Situation zurecht findest. Dabei geht es vor allem um dein Wohl und das Wohl des Kindes. Es müssen aber auch viele praktische Dinge geregelt werden. Wenn du ältere Kinder hast, brauchen sie vielleicht eine Betreuung. In diesem Fall kannst du dir ein ärztliches Attest ausstellen lassen, damit die Krankenkasse die Kosten für eine Haushaltshilfe übernimmt. Wenn du berufstätig bist, musst du an deinem Arbeitsplatz Bescheid geben. Du musst dort eine Frühgeburtsbescheinigung vorlegen, die du in der Klinik bekommst. Mit einem Frühchen verschiebt oder verlängert sich auch dein Mutterschutz.