Fast jede Mutter kann ihr Baby stillen. Die Muttermilch reicht in den ersten sechs Monaten nach der Geburt als alleinige Nahrung für den Säugling aus. Sie stillt nicht nur den Hunger, sondern liefert gleichzeitig genau so viel Flüssigkeit, wie das Kind braucht. Außerdem ist sie reich an Stoffen, die das Wachstum und die Gesundheit deines Babys fördern. Wenn du dein Baby stillst, stärkt das seine körpereigene Krankheitsabwehr und es ist besser gegen Allergien und Infektionen geschützt. Mit deiner Muttermilch gibst du an dein Kind nämlich Antikörper und Zellen weiter, die dein Immunsystem gebildet hat. Künstliche Milch enthält diese wichtigen Bestandteile nicht. Außerdem verstärkt der enge Hautkontakt beim Stillen die emotionale Bindung zwischen dir und deinem Kind. Nicht zuletzt empfinden viele Mütter das Stillen als praktisch. Muttermilch hat immer die richtige Temperatur und ist jederzeit verfügbar. Diese Vorteile hast du auch dann, wenn du dein Kind nur teilweise stillst.
Wie sich Muttermilch mit der Zeit verändert
Die Zusammensetzung der Muttermilch verändert sich mit der Zeit. Schon während der Schwangerschaft bildet sich die Vormilch, die auch Colostrum genannt wird. Sie ist meist gelblich und dicker als die reife Muttermilch, die dein Körper erst ungefähr 14 Tage nach der Entbindung produziert. Vormilch ist besonders reich an Eiweiß, Vitaminen und Nährstoffen. Sie ist für das Neugeborene leicht zu verdauen. Zwei bis drei Tage nach der Geburt spürst du wahrscheinlich, dass deine Brüste fester werden. Mit diesem so genannten Milcheinschuss beginnt dein Körper damit, die Übergangsmilch zu bilden. Sie enthält weniger Eiweiß und etwas mehr Fette und Milchzucker als die Vormilch. Wenn dein Kind ungefähr drei Wochen alt ist, bildet dein Körper die reife Muttermilch. Auch sie verändert sich weiter und passt sich über die Monate immer wieder den Bedürfnissen des Babys an. Die Zusammensetzung der Milch ändert sich auch im Tagesverlauf. Nachts ist sie zum Beispiel fettreicher.
Stillen will gelernt sein
Schon während der Schwangerschaft bereitet sich dein Körper auf das Stillen vor, indem er die Vormilch bildet. Diese ist schon ungefähr ab der 20. Schwangerschaftswoche vorhanden. Direkt nach der Entbindung kann das Baby davon trinken. Auch das Neugeborene ist vorbereitet. Es hat im Mutterleib geübt zu saugen, indem es an seinem Daumen gelutscht und Fruchtwasser getrunken hat. Die Muttermilch schmeckt wie Fruchtwasser und gibt dem Baby ein vertrautes Gefühl. Wenn du dein Baby zum ersten Mal an die Brust anlegst, sollte es auf deinem Bauch liegen. Wahrscheinlich beginnt es innerhalb der nächsten eineinhalb Stunden, nach der Brust zu suchen und daran zu saugen. Gib deinem Kind Zeit, die Brust selbst zu finden. Wenn es nicht klappt, kann dir eine Hebamme helfen. Auch nach einem Kaiserschnitt kannst du dein Baby an die Brust anlegen. Lass dich dabei unterstützen. Das hilft dir und deinem Kind dabei, die erste Fütterung zu genießen. Grundsätzlich sollte dein Baby beim Trinken immer ziemlich flach und auf der Seite liegen. Dann kann es am besten in Ruhe Atmen, Saugen und Schlucken.
Das Baby nach Bedarf stillen
Du solltest deinem Kind so oft die Brust geben, wie es danach verlangt. Innerhalb von 24 Stunden wollen die meisten Neugeborenen zehn- oder zwölfmal an die Brust. Manche Kinder wollen sogar häufiger gestillt werden. Mit der Zeit ändert sich das Bedürfnis. Nach etwa vier Wochen kommen die meisten Babys mit sechs bis acht Mahlzeiten, einschließlich der Nachtmahlzeit, zurecht. Wenn du dein Kind nach Bedarf stillst, wird dein Körper auch die passende Menge Muttermilch produzieren.
Wie lange soll ich mein Baby stillen?
Wie lange du dein Baby stillen möchtest, ist deine freie Entscheidung. Fachleute empfehlen, Kinder in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren und danach mit der Verwendung von Beikost zu beginnen. Auch dann bleibt die Muttermilch noch eine wichtige Quelle für gesunde Nährstoffe. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist es sogar gut, Kinder bis ins zweite Lebensjahr zu stillen. Wichtig ist aber, dass du es so machst, wie es sich für dich und dein Baby gut und richtig anfühlt.
Abstillen
Abstillen bedeutet, dass Mutter und Kind sich darauf einstellen, nach und nach weniger zu stillen, um dann ganz mit dem Stillen aufzuhören. Das Baby gewöhnt sich also an zunehmend mehr Beikost in Form verschiedener Breie oder kleiner Häppchen vom Familientisch und trinkt nach und nach weniger Milch. Viele Frauen wollen den Zeitpunkt des Abstillens selbst bestimmen, zum Beispiel dann, wenn sie wieder arbeiten gehen. Zeitweise Trennungen vom Kind sind allerdings nicht unbedingt ein Grund zum Abstillen. Eine gute Möglichkeit, dein Kind für einige Stunden durch eine andere Person betreuen zu lassen und trotzdem weiter zu stillen, ist das Abpumpen von Muttermilch. Lass dich von einer Hebamme oder Stillberaterin beraten, wie du das am besten organisierst. Bis dein Kind anderthalb Jahre alt ist, übernimmt deine Krankenversicherung die Kosten für eine solche Beratung. Wenn du dich dann entschieden hast abzustillen, solltest du dir für den gemeinsamen Abschied vom Stillen Zeit nehmen. Ersetze die Stillmahlzeiten nach und nach durch andere Nahrung. Schenke deinem Kind besonders viel Zärtlichkeit, damit ihm das Abstillen leichter fällt. Manche Frauen warten, bis das Kind von selbst das Interesse an der Brust verliert. Es kann allerdings sein, dass es noch die Brust verlangt, wenn es bereits zwei oder drei Jahre alt ist.
Probleme beim Stillen
Manche Mütter können ihr Kind nach der Geburt nicht ohne weiteres stillen, zum Beispiel, weil das Baby als Frühchen zur Welt gekommen ist und im Brutkasten versorgt werden muss. In solchen Fällen ist das Abpumpen der Muttermilch eine große Hilfe. Sehr leichte Babys erhalten die wertvolle Nahrung zunächst über eine Sonde, also einen dünnen Schlauch, der über die Nase oder den Mund in den Magen führt. Die Fütterung mit fertiger Säuglingsnahrung ist nur dann eine sinnvolle Alternative, wenn die Gabe von Muttermilch tatsächlich nicht möglich ist. Wichtig ist, dass du nicht gleich aufgibst, wenn Probleme beim Stillen auftreten. In den meisten Fällen kann dir deine Hebamme oder eine Stillberaterin sagen, was du tun musst, damit es klappt.