Viele Frauen leiden während der Schwangerschaft unter häufigem Harndrang. Diese Beschwerde tritt vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel und im letzten Drittel der Schwangerschaft auf. Oft muss die werdende Mutter auch nachts öfter zur Toilette. Schlafprobleme sind also eine unangenehme Begleiterscheinung dieser Beschwerde. Vermehrter Harndrang kann aber auch das Zeichen einer Entzündung sein, die du unbedingt behandeln lassen musst.

Viele Frauen müssen schon ab der 6. Schwangerschaftswoche häufiger zur Toilette als bisher. Ein Grund dafür ist die Wirkung des Schwangerschaftshormons Progesteron. Dieses Hormon entspannt die Blasenmuskulatur und die Schließmuskulatur, und die Blase kann nicht mehr so viel Urin halten wie bisher. Es gibt aber noch andere Gründe für den häufigen Harndrang während der Schwangerschaft. Weil dein Körper jetzt stärker durchblutet ist, arbeiten auch die Nieren auf Hochtouren und produzieren mehr Harnflüssigkeit. Außerdem drückt die wachsende Gebärmutter auf deine Blase. Im zweiten Schwangerschaftsdrittel lassen die Beschwerden oft nach. Das hat damit zu tun, dass die Gebärmutter sich jetzt nach oben ausdehnt und der Druck auf das empfindliche Organ verschwindet. Im letzten Abschnitt der Schwangerschaft sinkt die Gebärmutter aber wieder nach unten. Der Kopf des Babys drückt direkt auf die Blase. Du musst jetzt wieder häufiger zur Toilette.

Auf keinen Fall solltest du jetzt weniger trinken. Für deine Gesundheit und für die deines Kindes ist die Versorgung mit Flüssigkeit sehr wichtig. Unter anderem stabilisiert Flüssigkeit deinen belasteten Kreislauf. Außerdem sind schwangere Frauen anfälliger für Harnwegsinfekte. Durch das häufige Wasserlassen werden Keime aus der Blase gespült, die sonst unangenehme Infektionen verursachen können. Du kannst dir aber helfen, indem du dir bewusst machst, wann du trinkst. Direkt vor dem Schlafengehen solltest du nach Möglichkeit auf Getränke verzichten. Auch vor längeren Spaziergängen oder vor Besprechungen empfiehlt es sich, weniger zu trinken. Versuch, koffeinhaltige Getränke zu meiden, denn Koffein regt die Nieren zusätzlich an. Wenn du auf der Toilette bist, kannst du bewusst darauf achten, dass du die Blase möglichst vollständig entleerst. Lehne dich ein Stück nach vorne, so drückt dein Oberkörper auf die Blase. Auch Kälte kann Harnwegsinfekte befördern und Harndrang verstärken. Kuschelige Unterwäsche oder ein Nierengurt helfen dir dabei, deinen Unterleib schön warm zu halten.

Viele Frauen machen die Erfahrung, dass sie während der Schwangerschaft immer wieder ein paar Tropfen Urin verlieren, ohne das zu wollen. Das kann beim Niesen, beim Lachen oder bei plötzlichen Bewegungen passieren. Diese Beschwerde wird als Schwangerschaftsinkontinenz bezeichnet. Wenn du betroffen bist, ist das kein Grund, dich zu schämen. Sorge dafür, dass du immer mit einer schützenden Einlage unterwegs bist und packe dir eine oder mehrere Reservebinden ein. Lass dich außerdem von dein:er Ärzt:in oder deiner Hebamme beraten. Du kannst sie bitten, dir ein Rezept für Krankengymnastik auszustellen, damit du deinen Beckenboden trainieren kannst.

Schwangere Frauen sind anfällig für Infektionen der Harnwege. Denk also daran, dass die Ursache für den ständigen Harndrang auch eine Blasenentzündung oder eine Nierenbeckenentzündung sein kann. Bei einer Blasenentzündung ist das Wasserlassen häufig mit Brennen und mit Schmerzen verbunden und manchmal befindet sich auch Blut im Urin. Bei einer Nierenbeckenentzündung hast du möglicherweise Fieber, fühlst dich schlapp und hast Schmerzen im Nierenbereich. Wenn du den Verdacht hast, dass bei dir eine Entzündung vorliegt, solltest du umgehend dein:e Ärzt:in oder deine Hebamme kontaktieren. Eine Nierenbeckenentzündung kann auch für dein Kind gefährlich werden, weil sie zu vorzeitigen Wehen oder zu einer Frühgeburt führen kann. Bei den Vorsorgeuntersuchungen wird dein Urin deshalb regelmäßig getestet.