Fast alle Babys kommen innerhalb von zwei Wochen vor oder nach dem errechneten Geburtstermin zur Welt. Wenn es dir und dem Kind gut geht, besteht für euch beide in der ersten Woche nach dem errechneten Geburtstermin kein besonderes Risiko. Danach steigt aber die Gefahr, dass bei dir oder dem Kind gesundheitliche Probleme auftreten. Dann kann die Geburt eingeleitet werden. Ärzt:innen und Hebammen stehen dafür verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Sie können sowohl Medikamente verabreichen als auch mechanisch nachhelfen. Nicht alle Verfahren eignen sich allerdings für jede Frau. Außerdem gibt es keine Garantie dafür, dass eine Geburtseinleitung immer funktioniert. Sprich am besten mit deiner Hebamme und deinen Ärzt:innen darüber, welche Verfahren zur Geburtseinleitung das Krankenhaus oder das Geburtshaus, in dem du entbinden wirst, anbietet. Lass dir die Vor- und Nachteile erklären. Eine Geburtseinleitung ist kein Notfall. Ob und wann die Geburt eingeleitet wird, ist eine persönliche Entscheidung. Du kannst sie gemeinsam mit den Ärzt:innen treffen, die dich betreuen.

Es gibt viele Gründe dafür, eine Geburt künstlich einzuleiten. Der wichtigste ist, ob das Risiko für Komplikationen bei der Geburt erhöht ist. Das wiederum hängt davon ab, wie weit der errechnete Geburtstermin überschritten ist und ob es Hinweise darauf gibt, dass das Kind durch eine noch länger andauernde Schwangerschaft gefährdet ist. Auch wie alt du bist, ob du schon ein Kind geboren hast, ob du rauchst, wie viel du wiegst, und wie groß das Ungeborene ist, kann entscheidend sein. Ein häufiger Grund für eine Geburtseinleitung ist die so genannte Übertragung. Wenn die Geburt etwas länger auf sich warten lässt, spricht man zunächst von Terminüberschreitung. Ab Ende der 42. Schwangerschaftswoche nennt man es dann Übertragung. Sie ist vor allem mit Gefahren für das Kind verbunden. Das Hauptrisiko ist, dass der Mutterkuchen es allmählich nicht mehr richtig versorgen kann. Außerdem steigt die Gefahr einer Infektion innerhalb der Gebärmutter und von Komplikationen während der Geburt. Du selbst bist bei einer Übertragung in der Regel nicht stärker gefährdet. Allerdings kann die Geburt mühsamer sein, wenn das Kind zu groß wird. Auch bei einer Terminüberschreitung verlaufen die meisten Geburten ohne Komplikationen. Um Risiken zu begrenzen, legen Ärzt:innen und Hebammen aber meistens einen bestimmten Zeitpunkt fest, ab dem die Geburtseinleitung sinnvoll ist, auch wenn es der werdenden Mutter und dem Kind gut geht.

Wann die Geburt beginnt und wie sie verläuft, wird von Hormonen gesteuert. Diesen Effekt machen sich Ärzt:innen zunutze, indem sie Hormone in Medikamentenform verabreichen, um die Geburt einzuleiten. Ein Beispiel dafür sind so genannte Prostaglandine. Das sind Wirkstoffe, die für einen entspannten, weichen und so genannten reifen Muttermund sorgen. Prostaglandine können zum Beispiel als Gel auf den Muttermund aufgetragen werden, um ihn reif werden zu lassen. Sie können auch als Tablette oder als Scheidenzäpfchen verabreicht werden. Manchmal reichen diese Maßnahmen aus, um die Geburt in Gang zu setzen. Ist der Muttermund bereits reif und leicht geöffnet, die Wehen aber noch nicht stark genug, werden weitere Hormone eingesetzt. Dabei handelt es sich entweder um andere Prostaglandine oder Oxytocin, die über einen Tropf verabreicht werden. Die Menge an Hormonen wird so angepasst, dass die Wehen so normal wie möglich ausfallen. Das heißt, dass sie in nicht zu kurzen Abständen auftreten und nicht zu stark werden. Die eingeleitete Geburt soll nicht erzwungen werden, sondern möglichst wie eine spontane Geburt verlaufen.

Bei den meisten Frauen ruft eine Geburtseinleitung keine starken Beschwerden hervor. Trotzdem können Nebenwirkungen auftreten. Bei Prostaglandin sind das vor allem Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Oxytocin kann dazu führen, dass sich im Körper Wasser sammelt oder ein Mangel an Natrium entsteht. Wenn du bei einer früheren Entbindung einen Kaiserschnitt hattest, raten Fachleute von einer medikamentösen Einleitung der Geburt ab.

Hebammen und Ärzt:innen können die Geburt auch durch spezielle Handgriffe oder mit Hilfe von Instrumenten einleiten. Das nennt man eine mechanische Geburtseinleitung. Eines dieser Verfahren ist die so genannte Lösung des unteren Eipols oder kurz Eipollösung. Dabei führt ein:e Ärzt:in oder die Hebamme vorsichtig einen Finger in die Vagina ein und löst dort die Fruchtblase vom Gebärmutterhals. Eine weitere Möglichkeit ist der sogenannte Ballonkatheter. Dabei werden ein oder zwei Ballons, die sich am Ende eines Schlauchs befinden, in die Vagina eingeführt. Die Ballons werden anschließend mit einer Flüssigkeit gefüllt. Dadurch dehnt sich der Gebärmutterhals. Sowohl die Eipollösung als auch der Einsatz des Ballonkatheters haben zum Ziel, den Muttermund reifen zu lassen und so Wehen auszulösen. Eine weitere Methode ist die Amniotomie. Bei diesem Verfahren wird die Fruchtblase geöffnet. Gründe dafür sind zum Beispiel eine besonders lange Eröffnungsphase oder schwache Wehen.

Einige schwangere Frauen berichten, dass ihnen Geschlechtsverkehr geholfen hat, die Wehen anzuregen. Manchmal heißt es auch, dass die Erregung der Brustwarzen durch sanftes Streicheln hilft, falls der Muttermund schon leicht geöffnet und weich ist. In beiden Fällen ist es angeblich die Ausschüttung des Hormons Oxytocin, welche die Geburt in Gang bringt. Häufig heißt es auch, dass Bewegung, Akupunktur oder spezielle Wehen-Tees dabei helfen können, die Geburt einzuleiten. Auch wenn diese Methoden zum Teil schon lange angewendet werden, ist ihre Wirksamkeit allerdings umstritten. Wissenschaftlich gesichert ist der Nutzen all dieser Techniken nicht. Wie bei allen Methoden der Geburtseinleitung gilt auch hier, dass du sie nur in Absprache mit deiner Hebamme oder dein:er Ärzt:in anwenden solltest.