Die Beschneidung weiblicher Geschlechtsteile ist ein Eingriff, der vor allem in einigen afrikanischen und asiatischen Ländern praktiziert wird. Bei diesem Eingriff werden die Klitoris, Teile der Klitoris oder auch die Schamlippen weiblicher Babys oder junger Frauen entfernt. In manchen Kulturen wird außerdem eine sogenannte Infibulation durchgeführt, bei der zusätzlich die Vagina verschlossen wird. Dieser Eingriff wird oft an Babys vorgenommen, aber auch Kleinkinder und Mädchen kurz vor dem Erwachsenenalter können davon betroffen sein. Wenn du beschnitten wurdest und jetzt schwanger bist, brauchst du besondere medizinische Betreuung. Du solltest deshalb allen Personen, die dich betreuen, rechtzeitig Bescheid geben. Wenn du in Bedrängnis bist, weil deine Tochter beschnitten werden soll, wende dich bitte an eine Schwangerschaftsberatung oder an eine Beratungsstelle der Frühen Hilfen. Wenn man dir dort nicht direkt helfen kann, dann vermittelt man dir den Kontakt zu Hilfsorganisationen, die viel Erfahrung mit beschnittenen Frauen haben. Wenn du schnell Hilfe brauchst oder dich noch nicht traust, zu einer Beratungsstelle zu gehen, dann kannst du auch das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ anrufen. Unter der Nummer 08000 116 016 werden Frauen in 17 Sprachen beraten.

Die Weltgesundheitsorganisation unterscheidet vier Typen der weiblichen Genitalbeschneidung. Bei Typ I wird die Klitorisvorhaut entfernt. In vielen Fällen wird außerdem der Teil der Klitoris entfernt, der nach außen sichtbar ist. Auch bei Typ II wird ein Teil der Klitoris entfernt. Zusätzlich werden die kleinen Schamlippen ganz oder teilweise entfernt, manchmal auch die großen Schamlippen. Typ III ist die sogenannte Infibulation. Auch bei dieser Form werden Klitoris und Schamlippen ganz oder teilweise entfernt. Die Wundränder der Schamlippen werden dann zusammengefügt. Dazu werden nicht nur Nähgarne, sondern in vielen Fällen auch Dornen oder Eisenringe verwendet. Die Scheidenöffnung wird bis auf ein kleines Loch verschlossen. Durch diese kleine Öffnung fließen das Menstruationsblut und der Urin ab. Wenn eine Frau in dieser Art verschlossen ist, muss ihre Vagina vor dem ersten Geschlechtsverkehr teilweise geöffnet werden. Bei der Geburt eines Kindes ist dann eine vollständige Öffnung der Scheide erforderlich. In der Kategorie IV sind alle Praktiken der Geschlechtsbeschneidung zusammengefasst, die man nicht einer der anderen Formen der Beschneidung zuordnen kann.

Wenn deine Vagina verschlossen ist, stellt das alle, die dich während der Schwangerschaft und der Entbindung betreuen, vor Herausforderungen. Für dein:e Frauenärzt:in oder deine Hebamme ist es schwieriger, die Vorsorgeuntersuchungen durchzuführen. Sie können dich nicht über die Scheide untersuchen. Außerdem kann es während der Schwangerschaft und bei der Entbindung zu Schwierigkeiten kommen. Es kann sein, dass du häufig an Entzündungen des Unterleibs leidest. Das kann zu einem vorzeitigen Blasensprung führen. Der Grund für die häufigen Entzündungen ist, dass dein Urin nicht richtig ablaufen kann. Alle, die dich während der Schwangerschaft medizinisch betreuen, wollen, dass es dir und deinem Kind während der Entbindung möglichst gut geht. Vermutlich raten sie dir zu einer sogenannten Defibulation. Dabei wird dein Scheideneingang vergrößert. So können schwere Geburtsverletzungen, zum Beispiel ein tiefer Dammriss, vermieden werden. Eine Defibulation wird oft während der Geburt vorgenommen. Es wäre gut, wenn du möglichst früh zur Schwangerensprechstunde der Klinik gehst, in der du entbinden möchtest. Dort kannst du alle Fragen rund um die Entbindung im Krankenhaus klären und dich beraten lassen. Manchmal wird auch dazu geraten, die Vagina schon in der frühen Schwangerschaft zu erweitern. Dann können auch die Vorsorgeuntersuchungen besser durchgeführt werden. Denk daran, dass du das Recht darauf hast, mitzubestimmen. Sprich auf jeden Fall mit dein:er Ärzt:in oder deiner Hebamme über deine Beschneidung und gehe mit ihnen dabei alle wichtigen Schritte in der Vorsorgebehandlung und bei der Geburt durch.

Oft wird die Beschneidung der weiblichen Genitalien als traditionell verteidigt. Es ist aber wichtig zu wissen, dass eine Beschneidung schwere seelische und gesundheitliche Folgen haben kann und im schlimmsten Fall sogar tödlich enden kann. Der Eingriff ist in Deutschland deshalb verboten. Wenn Personen in deinem Umfeld trotzdem darauf bestehen wollen, dass deine Tochter beschnitten wird, solltest du dich an Menschen wenden, denen du vertraust. Das kann zum Beispiel eine Hebamme sein. Wenn du deinen Namen und deine persönlichen Daten nicht angeben willst, kannst du eine telefonische Hotline kontaktieren oder eine Beratungsstelle der Frühen Hilfen aufsuchen.

Der offizielle Begriff für den Vorgang der Beschneidung weiblicher Genitalien lautet „Genitalverstümmelung“. Das ist der Ausdruck, den die Weltgesundheitsorganisation benutzt. Sie will betonen, dass der Eingriff schwerwiegend und gesundheitsbedrohlich ist. In der Betreuung und Behandlung von Frauen wird von beschnittenen Patientinnen gesprochen. Keine Frau kann persönlich etwas dafür, wenn sie beschnitten ist. Wenn du das Gefühl hast, nicht verständnisvoll behandelt zu werden, solltest du dein:e Ärzt:in oder deine Hebamme darauf ansprechen.