Eine Schwangerschaft wirkt sich nicht nur stark auf den Körper aus, sondern auch auf Gedanken und Gefühle. Das gilt unabhängig davon, ob du dir schon lange gewünscht hast, schwanger zu werden, oder ob du überraschend schwanger geworden bist. Eine der Ursachen sind die Hormone, die dein Körper jetzt vermehrt ausschüttet. Dadurch kann es sein, dass deine Stimmung ungewöhnlich schnell umschlägt. Aus Gereiztheit kann plötzlich große Freude werden, aus Sorge Zuversicht und umgekehrt.

Die Schwangerschaftshormone machen dich empfindlicher gegenüber Dingen und Menschen, die in deiner Umgebung laut, schmutzig, bedrohlich oder unfreundlich sind. Einfluss auf deine Gefühle können auch die vielen neuen Fragen und Anforderungen haben, die auf dich zukommen. Vielleicht machst du dir Sorgen um deine Zukunft oder zerbrichst dir den Kopf darüber, ob dein Kind gesund ist und wie die Geburt verlaufen wird. Selbst wenn du dir schon lange ein Kind gewünscht hast, kann es sein, dass dich auf einmal Zweifel und Ängste plagen. Es kann auch sein, dass sich deine Gefühle gegenüber dein:er Partner:in, deiner Familie und deinen Freund:innen ein wenig verändern.

Das extreme Auf und Ab der Gefühle kann verunsichern und belastend sein. Oft kommen auch noch Erschöpfung und Müdigkeit dazu. Das kann zusätzlichen Stress verursachen. Es gibt viele Frauen, denen es genauso geht. Manchmal helfen schon einfache Dinge, damit du dich wieder besser fühlst. Mäßiger Sport und Bewegung sind zum Beispiel eine gute Möglichkeit, Stress abzubauen. Auch ein Kino- oder Konzertbesuch kann entspannend sein. Vielen Schwangeren hilft es außerdem, sich mit Geschwistern, Eltern, Freund:innen oder mit anderen Frauen auszutauschen, die ein Kind erwarten. Sei auf jeden Fall gut zu dir selbst und gönne dir ausreichend Erholung und Schlaf.

Stimmungsschwankungen können unangenehm sein, sind aber erst einmal kein Grund zur Sorge. Anders ist es, wenn du von einer länger anhaltenden Depression gequält wirst. Dann solltest du dir professionelle Hilfe suchen. Du fragst dich vielleicht, woran du eine Depression erkennen kannst und worin sie sich von einer schlechten Tagesverfassung unterscheidet. Es gibt bestimmte Anzeichen, die auf eine Schwangerschaftsdepression hinweisen können. Typisch ist zum Beispiel, wenn du dich über mehrere Tage und Wochen durchgehend traurig fühlst und deine Stimmung gedrückt ist. Das ist häufig verbunden mit einem Gefühl von Hoffnungslosigkeit. Bei manchen Frauen zeigt sich die Depression daran, dass sie sich weniger für Dinge interessieren, die sie früher sehr gerne gemacht haben. Einige können sich kaum noch konzentrieren und trauen sich sogar einfache Aufgaben nicht mehr zu. Andere können sich nicht mehr freuen, schlafen wenig oder schlecht. Wieder andere sind ständig am Grübeln und können sich nicht mehr aufraffen, dringende und wichtige Dinge zu erledigen. Belasten dich solche Beschwerden länger als zwei Wochen, solltest du mit dein:er Ärzt:in oder deiner Hebamme darüber sprechen. Mit diesen Beschwerden bist du nicht allein. Viele Frauen sind während der Schwangerschaft davon betroffen und es gibt sehr gute Behandlungsmöglichkeiten.

Eine Schwangerschaftsdepression tritt meistens nicht direkt zu Beginn der Schwangerschaft auf. Frauen, die vor der Schwangerschaft schon einmal eine depressive Episode erlebt haben, sind anfälliger dafür als andere. Auch Stress, Einsamkeit, ungelöste Konflikte in der Partnerschaft, häusliche Gewalt und Geldsorgen erhöhen die Gefahr, eine Schwangerschaftsdepression zu entwickeln. Auch die Erwartungen, die andere an dich haben oder die du an dich selbst hast, können so belastend sein, dass sie krank machen.

Gegen Depressionen kann man etwas tun. Am meisten Erfolg hat auf Dauer eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie. In der Schwangerschaft ist man mit dem Verschreiben von Medikamenten vorsichtig. Dein:e Ärzt:in kann dir sagen, welche Medikamente für das ungeborene Kind unschädlich sind. Bitte besorge dir nicht selbst Mittel mit Johanniskraut, da diese in den Hormonstoffwechsel eingreifen können. Es ist wichtig, dass du dich erst einmal deiner Hebamme oder dein:er Ärzt:in anvertraust, damit sie dich beraten können. Erst wenn du dein Leid mitgeteilt hast, können sie dir auch gezielt helfen und dir weitere Unterstützung vermitteln.