Untersuchungen zeigen, dass ein Viertel aller Frauen in Deutschland schon einmal Opfer häuslicher Gewalt wurden. Gerade schwangere Frauen sind stark betroffen, denn viele Konflikte spitzen sich häufig dann zu, wenn ein Baby unterwegs ist oder wenn es gerade geboren wurde. Solltest du Opfer von häuslicher Gewalt sein, dann bist du damit also nicht allein. Es gibt auch viele Hilfsangebote und Anlaufstellen, bei denen du Rat und Schutz finden kannst.

Häusliche Gewalt ist Gewalt zwischen Personen, die in einer Gemeinschaft leben oder lebten und die zueinander in einer Beziehung stehen. Als gewaltsam gelten körperliche, sexuelle und seelische Übergriffe. Gewalt, in welcher Form auch immer, kann nicht toleriert werden. Bitte denk daran, dass du auch bei psychischer Gewalt dringenden Anspruch auf Hilfe hast. Das kann zum Beispiel sein, wenn du ständig angeschrien oder erniedrigt wirst. Viele Frauen meinen, dass sie diese Drohungen oder Beleidigungen irgendwie aushalten können oder müssen. Betroffene leiden oft unter Angst- und Schlafstörungen, fühlen sich minderwertig, dumm und hilflos. Egal welcher Art von Gewalt du ausgesetzt bist, dein Wohlergehen und das deines Kindes ist dadurch in Gefahr. Früh- und Fehlgeburten sind vor dem Hintergrund gewaltsamer Erfahrungen nicht selten.

Wenn du dich von körperlicher, sexueller oder seelischer Gewalt bedroht fühlst, solltest du dich mit einer Person deines Vertrauens in Verbindung setzen. Das können Familie, Bekannte und Freunde sein. Auch deiner Hebamme oder dein:er Ärzt:in kannst du dich anvertrauen. Es gibt außerdem Einrichtungen, die sich auf die Beratung von Gewaltopfern spezialisiert haben. Dort triffst du auf besonders geschulte Mitarbeiter:innen. Falls du dich in einer bestimmten Situation direkt von körperlicher oder sexueller Gewalt bedroht fühlst, kannst du den Notruf der Polizei wählen. Die Nummer ist 110. Die Polizei kann die gewalttätige Person aus der Wohnung weisen und weitere Maßnahmen anordnen, zum Beispiel eine Kontaktsperre.

Oft bleiben Frauen lange stumm, weil sie starke Schuldgefühle oder Ängste haben. Einige glauben sogar, sie hätten die Gewalt gegen sich provoziert und vielleicht sogar verdient. Aber Gewalt ist nie gerechtfertigt. Es ist wichtig, dass du dich in kleinen Schritten aus dieser Schuld- und Angstfalle herausarbeitest. Du kannst dokumentieren, wann und in welcher Form du zum Opfer von Gewalt wurdest. Das hilft dir dabei, dich selbst zu vergewissern, dass dir Gewalt vielleicht sogar regelmäßig angetan wurde und es sich nicht um Einzelfälle handelt. Bei körperlichen Übergriffen sollte ein:e Ärzt:in sich ein Bild machen und ein Protokoll anfertigen. Diese Schritte sind wichtig, damit du zusätzliche Beweise hast, wenn du Anzeige erstattest. Auch wenn das zum Zeitpunkt der Gewaltanwendung nicht dein Wunsch ist, könnte die Dokumentation zu einem späteren Zeitpunkt wichtig werden.

Wenn du in einer Notlage bist, kannst du dich rund um die Uhr unter der Nummer 0800 40 40 020 melden. Du bekommst hier eine kostenlose Erstberatung. Die Mitarbeiter:innen des Hilfetelefons „Schwangere in Not“ geben dir auch Hinweise zu Beratungsstellen in deiner Umgebung. Die Beratung ist anonym und wird in mehreren Sprachen angeboten.