Oft wird eine Behinderung oder eine chronische Krankheit des Kindes im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen erkannt. Manchmal passiert das auch erst kurz nach der Geburt. Wenn das auch bei dir der Fall ist, dann sind wahrscheinlich die Bilder, die du dir von deinem künftigen Familienleben gemacht hast, komplett durcheinandergeraten. Das kann sehr verunsichern. Plötzlich ist dein Kind “anders” als die anderen. Es kann sein, dass es nicht so viel und so schnell lernen wird wie gleichaltrige Kinder. Vielleicht wird es Hilfsmittel brauchen, um mobil zu sein oder es wird auf Betreuung angewiesen sein. Falls es an einer chronischen Krankheit leidet, dann ist sehr wahrscheinlich eine lebenslange Behandlung mit Medikamenten notwendig. Als Mutter stehst du dann vor großen Aufgaben. Nimm dir Zeit, die neuen Informationen erst einmal in Ruhe aufzunehmen. Dann kannst du die vielen Fragen, die jetzt auftauchen, nach und nach klären.

Lass dir auf jeden Fall von anderen Menschen dabei helfen, mit der neuen Situation zurechtzukommen. Sprich mit Personen, die dir nahestehen und denen du vertrauen kannst. Es kann dich entlasten, wenn du mit dein:er Partner:in, Familienangehörigen oder guten Bekannten über deine Ängste und Sorgen redest. Wenn du das Mitgefühl und die Unterstützung durch liebe Menschen spürst, wirst du wieder mehr Zuversicht bekommen. Eine gute Möglichkeit, Rat und Hilfe zu finden, ist auch, sich mit anderen Eltern von Kindern mit Behinderung oder chronischen Krankheiten auszutauschen. Viele von ihnen sind in Selbsthilfevereinen aktiv, in denen man sich gegenseitig unterstützt. Dort tauschen sie auch ihre Erfahrungen aus und geben einander Ratschläge für die Lösung von Problemen. Nimm Kontakt mit ihnen auf und nutze diese Möglichkeit, um all die Fragen zu stellen, die dir durch den Kopf gehen.

Den Kontakt zu Betroffenen-Verbänden und eine unabhängige Beratung bekommst du auch bei öffentlichen Beratungsstellen. Du kannst dort psychologische, soziale und rechtliche Fragen klären. Vielleicht bist du nicht sicher, ob du die Schwangerschaft fortführen möchtest. In diesem Fall ist es ratsam, die eigenen Ängste und Befürchtungen im Rahmen einer Schwangerschaftskonfliktberatung zu besprechen. Du findest dort auch gut informierte Mitarbeitende, die dir sagen können, auf welche Arten von Unterstützung ein Kind mit Behinderung oder chronischer Krankheit gesetzlichen Anspruch hat. Dazu gehören Gelder, aber auch Hilfsmittel wie Hörgeräte oder Rollstühle. Wenn dein Kind später eine Assistenz braucht, die ihm bei seiner Schulausbildung oder im Studium durch den Alltag hilft, kann auch das beantragt werden. All diese Leistungen sind Teil der sogenannten Eingliederungshilfe. Sie soll deinem Kind dabei helfen, sich so unbeschwert wie möglich zu entwickeln und ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu führen. Schon in der Schwangerschaft hast du die Möglichkeit, dich von einer Fachkraft Frühe Hilfen aus dem Netzwerk Frühe Hilfen unterstützen zu lassen. Sie kann dir auch Fragen beantworten und Tipps geben, welche weiteren Einrichtungen und Beratungsstellen es gibt, die dir helfen können.