Dein Baby entwickelt sich in den ersten Monaten sehr schnell. Zum einen nimmt es deutlich an Länge und Gewicht zu. Zum anderen entsteht in seinem Nervensystem eine Vielzahl an neuen Verknüpfungen. Dadurch macht dein Kind innerhalb kurzer Zeit körperlich und geistig enorme Fortschritte. Meistens findet diese Entwicklung in Sprüngen statt. Das nennt man Wachstumsschübe. Bei den Kindervorsorgeuntersuchungen prüft dein:e Kinderärzt:in regelmäßig, ob sich dein Kind gut entwickelt. Bei jedem Termin werden die aktuelle Größe und das Gewicht deines Kindes in die sogenannten Perzentilenkurven ganz hinten im gelben U-Heft eingetragen. Anhand dieser Kurve kann man sehen, ob die Werte schön auf einer ansteigenden Kurve liegen, dass es also gut wächst und sich weiterentwickelt. Sollte dein:e Kinderärzt:in Abweichungen feststellen, kann nach den Ursachen gesucht und bei Bedarf Behandlungsmöglichkeiten mit dir besprochen werden.

In den ersten Lebensmonaten entwickeln sich alle gesunden Kinder ungefähr ähnlich. Sie erwerben ihre Fähigkeiten in einer bestimmten Reihenfolge. Für dich ist es wichtig zu wissen, dass sich die Wachstumsschübe nicht absolut pünktlich in bestimmten Lebenswochen ereignen. Die Angaben dienen nur zur groben Orientierung. Frühgeborene Kinder erleben ihre Entwicklungsschübe später, weil ihr Nervensystem noch weiter reifen muss. Ein Baby, das drei Wochen vor dem errechneten Termin zur Welt gekommen ist, macht seinen ersten Sprung also nicht um die fünfte Lebenswoche, sondern erst, wenn es ungefähr zwei Monate alt ist. 

Die meisten Babys sind in den Phasen ihrer Wachstumsschübe weinerlich. Sie brauchen mehr Zuwendung als sonst. Dabei sind sie zum Beispiel ängstlicher und zucken leichter bei lauten Geräuschen zusammen. Auch das Schlafverhalten deines Kindes kann sich ändern. Vielleicht braucht es jetzt besonders viel Ruhe. Es kann aber auch sein, dass es in den Nächten öfter wach wird als bisher. Es gibt Kinder, die nun ständig gestillt werden wollen oder häufiger nach ihrer Flasche verlangen. Jedes Kind durchlebt diese Phasen ein wenig anders. Sein Verhalten zeigt dir, wie anstrengend diese Entwicklungsschritte für dein Kind sind. Du kannst es aber gut bei diesen Schritten unterstützen, indem du auf es eingehst, wenn es zum Beispiel beginnt, auf dein Lachen zu reagieren. Gib ihm kleine, ungefährliche Gegenstände als Spielsachen in die Hand, sobald es anfängt, nach Dingen zu greifen. Vor allem aber solltest du auf deine Wohnung kindersicher machen, sobald dein Baby beginnt zu krabbeln und seine Umgebung zu erforschen.

In den ersten 14 Lebensmonaten gibt es acht wichtige Phasen, in denen das Kind innerlich und äußerlich reift. Wann genau die großen Entwicklungssprünge eines Kindes stattfinden, lässt sich nicht sagen. Die folgenden Angaben sind nur grobe Anhaltspunkte.

5. Lebenswoche: Das Baby reagiert stärker auf seine Umgebung. Es lächelt, wenn ihm etwas gefällt, und interessiert sich für das, was rundherum passiert.

8. Lebenswoche: Die Wahrnehmung des Babys wird intensiver. Es entdeckt, dass es sehen, hören, riechen, schmecken und tasten kann. Es hebt seinen Kopf und wendet ihn in die Richtung eines Geräusches oder einer Lichtquelle.

12. Lebenswoche: Das Baby reagiert auf deine Stimmungen. Wenn du lachst, lacht es zurück. Es entdeckt jetzt auch, wie es seine Stimme einsetzen kann. Es brabbelt oder kreischt und produziert leise und laute Töne.

19. Lebenswoche: Die Entwicklungsphase, die gegen Ende des fünften Lebensmonats beginnt, dauert bis zu sechs Wochen. Das Kind wird jetzt schnell größer und schwerer und sein Kopfumfang nimmt zu. Wahrscheinlich bricht jetzt der erste Zahn durch. Das Baby ist begeistert von seinen neuen körperlichen Möglichkeiten. Es greift nach einer Rassel und probiert aus, was sich damit machen lässt.

26. Lebenswoche: Viele Kinder reagieren ängstlich, wenn ihnen weniger vertraute Personen zu nahe kommen. Sie „fremdeln“. Dein Baby bringt jetzt stärker unterschiedliche Gefühle zum Ausdruck. Es ist mal fröhlich, mal weinerlich. Viele Kinder können sich jetzt auch schon vom Bauch auf den Rücken drehen und wieder zurück auf den Bauch.

37. Lebenswoche: Das Baby macht sich startbereit, um die Welt selbstständig zu erkunden. In diesem meist kurzen Zeitraum entwickelt es vor allem seine Bewegungsfähigkeit. Du kannst beobachten, dass es seine Beine in Krabbelposition bringt. Einige Babys können dann schon krabbeln und sich hochziehen.

47. Lebenswoche: Das Baby entdeckt seine Umgebung. Es krabbelt und kann ohne Probleme sitzen. Viele Kinder sprechen jetzt ihr erstes Wort. Das ist für die meisten Eltern ein schöner Moment. Das Kind kann in dieser Zeit aber auch launisch und weinerlich sein. Die Eroberung der Umwelt ist schließlich auch mit Ängsten und Enttäuschungen verbunden.

55. Lebenswoche: Die meisten Kinder können sich jetzt auf die eigenen Beine stellen. Sie lernen laufen. Außerdem entdecken sie ihren eigenen Willen und werden wütend, wenn sie sich unverstanden fühlen. Diese Zeit wird oft als „Trotzphase“ bezeichnet. Das fühlt sich so an, als wärt ihr plötzlich zu Gegnern geworden. Das ist aber nicht der Fall. Mit einem entschiedenen „Nein“ oder einem entschlossenen Eingreifen in gefährlichen Situationen schützt du dein Kind. Wenn du ihm die interessante Schere aus der Hand nimmst, verhinderst du, dass es sich verletzt. Wenn du seine Süßigkeiten in kleine Portionen einteilst, hilfst du ihm dabei, gesund zu bleiben. Klare Regeln helfen deinem Kind, sich zu orientieren.