Die Geburt ist eine körperliche und seelische Ausnahmesituation. Viele Frauen empfinden sie als einen ihrer glücklichsten Momente. Allerdings gibt es auch viele Fälle, in denen die Entbindung bei der Frau tiefe Verletzungen hinterlässt. Das können körperliche, aber auch seelische Verwundungen sein. Fachleute sprechen dann von einer traumatischen Geburt. Um solchen unguten Erfahrungen so gut wie möglich vorzubeugen, ist es sinnvoll, wenn du dir schon während der Schwangerschaft Gedanken machst, wie du dir die Geburt deines Kindes wünschst. Je mehr du über die Abläufe weißt, desto eher kannst du eine selbstbestimmte Geburt erleben. Du kannst dann besser für dich entscheiden, was dir im Verlauf deiner Entbindung wichtig ist. Dazu gehört auch, dass du dich über deine Rechte in dieser speziellen Lebenssituation informierst.

Bei einer selbstbestimmten Geburt stehen deine bewussten Entscheidungen über den Verlauf der Geburt im Vordergrund. Dabei solltest du selbst aktiv für deine Bedürfnisse einstehen können. Voraussetzung dafür ist, dass du verstehst, was passiert. So fällt es dir leichter, “nein” zu sagen, wenn dir etwas zu weit geht oder unangenehm ist. Außerdem hast du dadurch eine bessere Vorstellung davon, welche Art von Hilfe und Unterstützung du bei der Geburt annehmen möchtest. Teile dieses Wissen am besten auch mit den Personen, die dich bei der Geburt begleiten. Sie können dir während der Entbindung zu einer großen Stütze werden und deine Wünsche durchsetzen. Auf keinen Fall sollten Schritte gegen deinen Willen unternommen werden. Du solltest in alle wichtigen Entscheidungen vor und während der Geburt einbezogen werden.

Selbstbestimmung fängt oft schon im Kopf an. Das heißt, dass man sich erst einmal befreien muss von gesellschaftlichen Vorstellungen, wie eine Geburt zu laufen hat. Ein Anfang kann sein, dass du dich informierst, wie eine Geburt biologisch abläuft und was während dieses Vorgangs auf dich zukommen könnte. Dieses Wissen wird dir dabei helfen, dich vom Leistungsdruck beim Geburtsablauf frei zu machen. Einige Frauen fühlen sich zum Beispiel schuldig, wenn das Kind nicht so schnell kommt oder der Muttermund sich noch nicht weit genug geöffnet hat, obwohl sie schon lange im Krankenhaus sind. Dafür gibt es überhaupt keinen Anlass. Jede Geburt ist anders und jede Geburt hat ihren eigenen Zeitplan. Es gibt auch keine perfekte Geburt. Es kann immer plötzlich etwas anders verlaufen, als man es erwartet hat. In diesen Momenten und vor allem im Notfall ist es wichtig, sich auf die neue Situation einzulassen. Im Zweifelsfall musst du alle Vorstellungen eines geordneten Ablaufs loslassen. Du kannst dich grundsätzlich auf die Kraft deines Körper und auf die Fähigkeiten des medizinischen Personals verlassen.

Auch wenn du dich gut informierst, heißt das nicht, dass du selbst zur Expertin werden musst. Wende dich mit deinen Fragen rund um die bevorstehende Geburt an die Menschen, die dich medizinisch begleiten. Frag deine Hebamme direkt oder stell deine Fragen beim Geburtsvorbereitungskurs. Dort erfährst du auch, wie andere Schwangere, die bereits Kinder haben, sich auf die Entbindung vorbereiten. Du kannst sie darüber hinaus fragen, welche hilfreichen Erfahrungen sie bei ihrer ersten Geburt gemacht haben. Auch Frauenärzt:innen sind gute Ansprechpersonen. Sie sind sogar gesetzlich dazu verpflichtet, dich über medizinische Eingriffe und Abläufe aufzuklären. Sobald du dich für einen Geburtsort entschieden hast, kannst du auch dort schon wichtige Fragen klären, wenn du zum Beispiel zu einer Kreißsaal-Besichtigung oder zu einem Informationsabend im Geburtshaus gehst.

Vielen Frauen hilft es, die eigenen Wünsche und Sorgen vor der Geburt aufzuschreiben. Mit Hilfe einer Liste, in der du aufzählst, was du möchtest und was nicht, kannst du deine Gedanken schon einmal sortieren. Außerdem kannst du die Liste mit deinem Umfeld besprechen. Das kann jemand sein, der dich in den Kreißsaal begleitet oder die Hebamme, die während deiner Entbindung Dienst hat. Sie wissen dann, was zu tun ist, wenn es ernst wird. Wichtige Punkte auf der Liste kannst du schon bei der Anmeldung zur Geburt besprechen. Solltest du dich für eine Beleghebamme entscheiden, dann wir sie vor und während der Geburt bei dir sein. Auch mit ihr solltest du über diese Themen sprechen.

Wo möchte ich mein Kind zur Welt bringen?

Mach dir hierfür Gedanken über die Wahl des Geburtsortes

Möchte ich schmerzlindernde Medikamente bekommen?

Lass dich beraten, welche Formen der Schmerzlinderung es bei der Geburt gibt. Dazu gehört auch, dass du erfährst, welche Auswirkungen sie auf das Erlebnis und den Verlauf der Geburt haben und wie sie auf das Baby wirken.

Falls du über einen Kaiserschnitt nachdenkst: Was spricht dafür und was dagegen?

Egal, ob du dich bewusst für einen Kaiserschnitt entscheidest oder ob es ein Notkaiserschnitt ist, es ist wichtig zu wissen, wie er abläuft und welche Auswirkungen er auf dich und das Baby haben wird.

Wie kann ich den Vorgang der Geburt unterstützen?

Lass dir im Rahmen des Geburtsvorbereitungskurses oder von deiner Hebamme erklären, welche Gebärhaltungen es gibt und wie du am besten deine Atmung einsetzen kannst, um die Geburtsschmerzen auszuhalten und dem Baby auf seinem Weg zu helfen.

Wer darf in den Kreißsaal und welchen Besuch möchte ich nach der Entbindung?

Auch wenn dein ganzes Umfeld schon neugierig auf den Familienzuwachs wartet, solltest du für dich selbst entscheiden, wann du bereit bist, Besuch zu empfangen und wer dich in den Kreißsaal begleiten darf.

Diese Liste ist nicht vollständig. Du solltest sie weiterentwickeln, nachdem du mit deinen Bezugspersonen, im Geburtsvorbereitungskurs oder mit den Menschen, die dich medizinisch betreuen, darüber gesprochen hast.