Eine Geburt verläuft in vier Phasen. Sie beginnt mit der Eröffnungsphase, dann folgen die Übergangsphase, die Austreibungsphase und die Nachgeburtsphase. Bevor die ersten Wehen beginnen, kann sich die Geburt schon durch einen leicht blutigen Ausfluss ankündigen. Ein weiteres sicheres Anzeichen dafür, dass sie bald beginnt, ist der Blasensprung. Beim Blasensprung entleert sich die Fruchtblase, die dein Kind während der Schwangerschaft umgibt. Jede Geburt verläuft unterschiedlich. Der Ablauf der Geburtsphasen ist in der Regel aber gleich.

Mit der Eröffnungsphase beginnt die Geburt deines Kindes. Sie ist in den meisten Fällen die längste der insgesamt vier Phasen. Bei Müttern, die schon Kinder geboren haben, kann sie nur zwei Stunden dauern. Bei Frauen, die zum ersten Mal entbinden, kann die Eröffnungsphase aber auch bis zu 14 Stunden lang sein. Die ersten Wehen sind noch recht unregelmäßig. Sie kommen etwa vier bis sechs mal pro Stunde. Jede dieser ersten Wehen dauert eine halbe bis anderthalb Minuten. Mit der Zeit werden die Wehen häufiger und regelmäßiger. Sobald die Wehen regelmäßig alle 10 Minuten kommen, solltest du dich auf den Weg in die Klinik oder ins Geburtshaus machen. Im Fall einer Hausgeburt solltest du nun deine Hebamme benachrichtigen. In der Regel kommt es in dieser Phase auch zum Blasensprung. Er kann allerdings auch schon früher passieren. Außerdem beginnt sich jetzt der Muttermund langsam zu öffnen und der Gebärmutterhals verkürzt sich. Bei jeder Wehe zieht sich die Muskulatur der Gebärmutter zusammen und wird hart. Dadurch wird dein Kind langsam in Richtung des Beckenausgangs gedrückt und es öffnet sich Stück für Stück der Muttermund. Diesen Vorgang kannst du durch bestimmte Atemtechniken unterstützen. Sobald die Wehen alle drei bis fünf Minuten kommen und durchschnittlich 60 Sekunden andauern, beginnt die nächste Phase der Geburt.

In der Übergangsphase wird der Abstand zwischen den Wehen immer kürzer. Außerdem zieht sich die Gebärmutter immer stärker zusammen, was die Wehen auch schmerzhafter macht. In der Regel macht dein Kind dabei eine Vierteldrehung, bis sich sein Gesicht in Richtung deines Steißbeins befindet. Der Muttermund öffnet sich weiter und ist fast vollständig geöffnet. Er ist dann acht bis zehn Zentimeter offen. Damit geht die Geburt in die nächste Phase über. Gut zu wissen ist, dass manche Ärzt:innen die Übergangsphase noch zu der Eröffnungsphase zählen.

Die Austreibungsphase kann wenige Minuten dauern, in manchen Fällen können es aber auch bis zu zwei Stunden sein. Die Stärke der Wehen nimmt weiter zu. Sie sind jetzt aber nicht mehr so regelmäßig wie vorher. Außerdem kann es längere Pausen zwischen den Wehen geben. Viele Frauen sind in dieser Phase weniger schmerzempfindlich. Der Kopf deines Kindes drückt in der Austreibungsphase auf deinen Darm. Dadurch bekommst du einen reflexhaften Drang zu pressen. Er wird durch deine Bauchmuskeln noch zusätzlich verstärkt. Wenn du dir allerdings während der Geburt eine Periduralanästhesie geben lässt, kann es sein, dass dieser Drang zu pressen weniger stark ist oder ganz unterdrückt wird. Sobald der Kopf deines Kindes den Beckenboden verlassen hat, macht es mit der nächsten Wehe eine weitere Vierteldrehung. Dadurch können die Schultern des Kindes den Beckenausgang verlassen. Meistens folgt direkt danach der Rest des Körpers.

Bis vor einigen Jahren wurde die Nabelschnur direkt nach der Geburt des Kindes durchtrennt. Heute wird eher abgewartet, bis die Nabelschnur nicht mehr pulsiert oder die Plazenta, also die Nachgeburt, ausgestoßen wurde. Die Geburt der Plazenta dauert manchmal wenige Minuten, kann aber bis zu über einer Stunde gehen. Danach prüfen die Ärzt:innen oder Hebammen, ob alles vollständig ist. Wichtig ist, dass die Eihäute, die Nabelschnur und gegebenenfalls die Fruchtblase dabei sind. Wenn nicht, müssen die in der Gebärmutter verbliebenen Teile durch bestimmte Handgriffe oder eine kleine Operation gelöst werden. Das verhindert spätere Infektionen.

Direkt nach der Geburt wird der Zustand deines Kindes geprüft. Das wird noch einmal nach fünf und zehn Minuten wiederholt. Die Ergebnisse werden als so genannter Apgar-Score festgehalten. Es ist bereits Teil der U1, der ersten Untersuchung deines neugeborenen Kindes. Hat das Baby den ersten Check gemeistert, wird das Neugeborene auf deine Brust oder deinen Bauch gelegt oder dein:er Partner:in gegeben. Schon jetzt kannst du es zum ersten Mal stillen. In dieser Zeit kann es auch noch zu Nachwehen kommen. Sie helfen dir dabei, dass sich deine Gebärmutter wieder verkleinert. Stillen kann diesen Effekt verstärken und sie dabei unterstützen.