Eine Schwangerschaft krempelt das Leben ganz schön um. Das geht vielen Frauen so. Vielleicht hast du aber noch ganz besondere Sorgen. Zum Beispiel deshalb, weil du in den vergangenen Wochen einiges an Alkohol getrunken oder Party-Drogen genommen hast und erst jetzt weißt, dass du schwanger bist. Möglicherweise bist du auch abhängig von Heroin oder Medikamenten und fragst dich, was du nun tun sollst. Wahrscheinlich weißt du selbst, dass Suchtmittel wie Alkohol, Kokain, Ecstasy, Speed, Crystal, Heroin oder Medikamente das Kind in deinem Bauch schädigen können. Wichtig ist aber, dass du dich nicht schämst, dir Hilfe zu suchen. Du musst dein Problem nicht allein in den Griff bekommen, denn es gibt viele Unterstützungsmöglichkeiten und Anlaufstellen.
Beratung und Behandlungsmöglichkeiten
Wenn du regelmäßig Drogen nimmst, wendest du dich am besten so früh wie möglich an eine Drogen- und Suchtberatungsstelle in deiner Nähe. Die Berater:innen werden dir helfen, einen Weg zu finden, wie du den Drogenkonsum reduzieren kannst. In den meisten Städten gibt es solche Beratungsstellen. Wenn du Unterstützung bei der Suche benötigst, kannst du dich an dein:e Ärzt:in oder Hebamme wenden. Sie können dir eine Arztpraxis oder eine Klinik empfehlen, die Erfahrung mit schwangeren Drogenkonsumentinnen haben. In vielen Fällen musst du für die Behandlung nicht unbedingt für längere Zeit in einer Klinik bleiben. Oft ist auch eine ambulante Therapie möglich. Das bedeutet, dass du regelmäßige Arzttermine hast, aber weiter arbeiten gehen und zuhause wohnen kannst. Hilfe und Unterstützung bieten auch Selbsthilfegemeinschaften wie die Anonymen Alkoholiker und die Narcotics Anonymous. Wenn du dir gar nicht sicher bist, ob du das Kind bekommen möchtest oder wie du das Leben mit dem Kind in den Griff bekommen sollst, kannst du zu einer Schwangerschaftsberatung gehen. Gute Informationen bekommst du auch bei der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen auf der Seite: www.dhs.de oder unter der Telefonnummer: 02381 90150.
Kalter Entzug ist gefährlich
Von Suchtmitteln wegzukommen, ist nicht einfach. Einige Drogen darfst du auch gar nicht von heute auf morgen absetzen. Wenn du zum Beispiel so genannte Benzodiazepine nimmst, musst du die tägliche Menge langsam verringern. Sonst kann es passieren, dass du gefährliche Krampfanfälle bekommst. Auch Heroin darfst du nicht von einem Tag auf den anderen vollkommen absetzen. Wenn du das tust, kann es zum Beispiel zu vorzeitigen Wehen kommen. Ein kalter Entzug erhöht auch das Risiko für eine Frühgeburt. Ähnlich ist es bei sofortigem Alkoholentzug. Wenn du gewöhnt bist, regelmäßig viel Alkohol zu trinken und sofort damit aufhörst, kann das zu starken Entzugserscheinungen führen. Zusammen mit dein:er Ärzt:in oder bei einem Termin in einer Suchtberatungsstelle kannst du herausfinden, wie du deinen Konsum am besten verringerst. In manchen Fällen kann eine Therapie auf einer Entzugsstation nötig sein. In diesem Fall wohnst du für einige Zeit in einer Klinik.
Ersatzstoffe
Um dein Kind vor Schäden durch Drogen wie zum Beispiel Heroin zu schützen, kann dir ein:e Ärzt:in in der Schwangerschaft Ersatzstoffe geben. Diese Stoffe nennt man Substitutionsmittel. Nur Ärzt:innen, die eine Zusatzausbildung für Suchtmedizin haben, können dir diese Mittel verschreiben. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse. Wenn du die Mittel im Rahmen einer Behandlung bekommst, stehst du auch nicht unter dem Druck, dir Drogen selbst zu beschaffen. Das bewahrt dich auch davor, illegale Dinge tun zu müssen.
Du entscheidest mit
Für die Behandlung mit Ersatzstoffen in der Schwangerschaft gibt es verschiedene Mittel. Nach heutigem Stand ruft keines dieser Mittel bei Ungeborenen Fehlbildungen hervor. Trotzdem sind die Ersatzstoffe nicht ganz harmlos. Wenn du sie nimmst, kommt dein Kind wahrscheinlich mit Entzugserscheinungen auf die Welt. Dein Baby wird deshalb nach der Geburt in eine Kinderklinik verlegt, damit es dort gezielt behandelt werden kann. Welches Ersatzmittel für dich das richtige ist, können dir Ärzt:innen sagen, die eine Zusatzausbildung für Suchtmedizin haben. Du kannst mit ihnen auch besprechen, wie hoch die Dosis sein muss, damit du keine Entzugserscheinungen hast.
Was tun bei einem Rückfall?
Einige schwangere Frauen, die Ersatzstoffe bekommen, nehmen zwischendurch doch wieder illegale Drogen. Lass dich nicht entmutigen, wenn auch dir das passieren sollte. Wende dich bei einem solchen Rückfall an deine Ärzt:innen. Zusammen könnt ihr überlegen, wie du es wieder schaffen kannst, ohne Drogen zu leben. Wichtig ist außerdem, dass du dir auch nach der Geburt deines Kindes von Fachleuten dabei helfen lässt, weiter ohne Drogen und Alkoholmissbrauch zu leben. Dann kann deine Schwangerschaft eine große Chance sein. Die Chance nämlich, für immer von Drogen wegzukommen.