Eigentlich möchtest du deine Schwangerschaft in Ruhe und möglichst frei von Sorgen erleben. Gleichzeitig möchtest du vielleicht schon vor der Geburt wissen, ob dein Kind gesund ist, und eine Sicherheit dafür haben, dass du bei einem schlechten Untersuchungsergebnis so früh wie möglich die richtigen Entscheidungen treffen kannst. Genau darum geht es bei der sogenannten Pränataldiagnostik. Mit Hilfe mehrerer Arten von Tests und Untersuchungen vor der Geburt können Frauenärzt:innen nach Hinweisen auf Erkrankungen oder Fehlbildungen eines ungeborenen Kindes suchen. Ein Teil davon gehört zu den Untersuchungen der normalen Schwangerschaftsvorsorge. Es gibt aber eine Reihe von zusätzlichen Verfahren der Pränataldiagnostik, die zu den sogenannten, individuellen Gesundheitsleistungen oder kurz IGeL zählen. Diese Zusatzleistungen musst du in der Regel selbst bezahlen. In bestimmten Fällen übernehmen die Krankenversicherungen aber die Kosten.
Ärztliche Beratung und Bedenkzeit
Bevor du dich für irgendeine Art von vorgeburtlicher Untersuchung entscheidest, solltest du dich von dein:er Frauenärzt:in ausführlich zu dem jeweiligen Verfahren beraten lassen. Es ist zum Beispiel wichtig für dich zu erfahren, was genau das Ziel der Untersuchung ist, wie sie gemacht wird und wann du das Ergebnis erfährst. Wie zuverlässig sind die Ergebnisse? Wie oft kommt es zu einem falschen Alarm? Kann ich bei einem guten Ergebnis sicher sein, dass mein Kind gesund zur Welt kommt? Wichtig zu wissen ist auch, ob mit der Untersuchung möglicherweise Gefahren für dich oder das Kind verbunden sind. Außerdem solltest du mit dein:er Ärzt:in besprechen, wie es weitergeht, wenn das Ergebnis der Untersuchung schlecht ist und dein Kind aller Wahrscheinlichkeit nach krank ist. Müssen dann weitere Untersuchungen gemacht werden? Welche sind das? Was kannst du tun, wenn du dich nicht in der Lage fühlst, ein Kind mit einer Behinderung oder einer chronischen Krankheit großzuziehen? Nach der Beratung bei deine:r Ärzt:in musst du dich nicht sofort für oder gegen die jeweilige Untersuchung entscheiden. Nimm dir am besten ein paar Tage Zeit zum Überlegen. Alle vorgeburtlichen Untersuchungen sind freiwillig und unterliegen deiner Entscheidung.
Eigene Fragen klären
Viele Eltern denken, dass mehr Untersuchungen mehr Sicherheit bedeuten. Das stimmt aber nicht unbedingt. Tatsächlich können sie auch verunsichern und Ängste auslösen. Das liegt unter anderem daran, dass viele der Tests kein eindeutiges Ergebnis liefern. Sie geben nur Wahrscheinlichkeiten für deine Schwangerschaft an. Außerdem bleibt für den Fall, dass das Kind tatsächlich eine Behinderung oder Krankheit hat, immer noch unklar, wie schwer diese Einschränkung sein wird und welche Beschwerden auftreten können. Viele Krankheiten können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Selten kommt es auch vor, dass eine Untersuchung ein beunruhigendes Ergebnis ergibt, das Kind aber später gesund geboren wird. Das stellt werdende Eltern vor sehr schwierige Entscheidungen. Deshalb ist es am besten, wenn du dich vor einer vorgeburtlichen Untersuchung gut informierst. Dazu gehört auch zu überlegen, welche weiteren Schritte du bei einem schlechten Ergebnis unternehmen möchtest und welche nicht. Du musst diese Fragen aber nicht alleine oder nur mit dein:er Partner:in klären. Bei deinen Abwägungen kannst du dir von professionellen Berater:innen helfen lassen, denn es gibt viele Unterstützungsangebote. Eine gute Anlaufstelle sind die Schwangerschaftsberatungsstellen in deiner Nähe und Fachärzt:innen für vorgeburtliche Diagnostik.
Auffälliges Ergebnis – was jetzt?
Vielleicht hast du eine beunruhigende Nachricht bekommen. Anstatt dass alles in Ordnung ist, sagt dein:e Ärzt:in, dass mit dem Kind wahrscheinlich „etwas nicht stimmt“. Vielleicht gibt es auch Hinweise darauf, dass es eine erblich bedingte Krankheit hat. Dann solltest du erst einmal nichts überstürzen. Vielen werdenden Eltern hilft es in dieser Situation, sich alles in Ruhe genau erklären zu lassen. Frauenärzt:innen besprechen mit ihnen alles Wichtige und lassen ihre Patient:innen niemals mit den Ergebnissen allein. Außerdem gibt es Fachärzt:innen für vorgeburtliche Diagnostik und Kinderärzt:innen, die sich auf die Behandlung von Kindern mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen spezialisiert haben. Bei Auffälligkeiten ist es in den meisten Fällen sinnvoll, sich eine Zweitmeinung von solchen Fachpersonen mit großer Erfahrung auf diesem Gebiet einzuholen. Zusammen mit deine:r Ärzt:in helfen sie dir, deine Situation besser zu verstehen und Fragen zu klären. Was bedeutet die Diagnose für die Lebenschancen des Kindes? Gibt es Behandlungsmöglichkeiten? Wie würde mein Leben mit einem Kind aussehen, wenn es unheilbar krank ist oder eine Behinderung hat? Was kann ich machen, wenn ich mir ein Leben mit einem Kind, das krank ist oder eine Behinderung hat, nicht vorstellen kann? Manchen werdenden Eltern hilft es in einer solchen Situation, sich auch Rat von guten Freunden oder bei der eigenen Familie zu holen. Es kann aber auch sein, dass du dich lieber an eine außenstehende Person wenden möchtest. Dann kannst du dich jederzeit an eine der Schwangerschaftsberatungsstellen in deiner Nähe wenden. Dort können dir speziell geschulte Berater:innen und Psycholog:innen helfen, alle wichtigen Gedanken und Gefühle zu beleuchten, damit du die notwendigen Entscheidungen richtig für dich treffen kannst. Wenn du von einer Hebamme betreut wirst, kannst du dich auch ihr anvertrauen und ihre Unterstützung in Anspruch nehmen.
Betroffene fragen
Bei den Beratungsstellen, Ärzt:innen und deiner Hebamme bekommst du auch Kontakte zu Vereinen von betroffenen Menschen. Gruppen von Eltern, die selbst Kinder mit einer Behinderung oder einer chronischen Krankheit bekommen haben, oder Behinderten-Verbände können werdenden Eltern eine Vorstellung davon geben, was auf sie zukommen könnte. Sie können auch aus eigener Erfahrung darüber berichten, welche Lebensqualität mit bestimmten Diagnosen verbunden ist.