Gegen welche Erkrankungen Säuglinge, Kinder und Jugendliche geimpft werden sollten, legt eine Gruppe von Fachleuten fest. Sie heißt „Ständige Impfkommission“ oder kurz „STIKO“ . Sie prüft regelmäßig, welche Impfungen nötig sind und welche nicht. Im Folgenden findest du kurze Beschreibungen der Krankheiten, gegen die dein Kind mit den Impfungen geschützt wird. Geimpft wird in der Reihenfolge, in der die Krankheiten hier aufgelistet sind. Wann welche Impfungen anstehen, erfährst du von deine:r Kinderärzt:in und aus dem Impfkalender.
Rotaviren
Rotaviren sind eine der häufigsten Ursachen für Durchfälle und Erbrechen bei Kindern. Die Erreger sind sehr ansteckend. Ohne Impfung erkranken fast alle Kinder in den ersten fünf Lebensjahren daran. Vor allem Säuglinge können durch Durchfall und Fieber in kurzer Zeit so viel Flüssigkeit verlieren, dass es unter Umständen lebensbedrohlich wird. Die Impfung gegen Rotaviren ist eine sogenannte Schluckimpfung. Das heißt, dein Kind erhält keine Spritze, sondern bekommt den Impfstoff mit einer Tube in den Mund verabreicht. Je nach Impfstoff sind zwei Wiederholungen im Abstand von mindestens vier Wochen nötig.
Diphterie
Diphterie ist eine Infektion, die durch Husten, Niesen oder beim Sprechen übertragen wird. Der Erreger, das Diphterie-Bakterium, infiziert die Schleimhäute und betrifft vor allem die oberen Atemwege wie Rachen oder die Nase. Es kann sich aber im ganzen Körper ausbreiten. Sobald das Bakterium im Körper ist, bildet es ein gefährliches Gift, welches das Herz und andere wichtige Organe dauerhaft schädigen kann.
Wundstarrkrampf (Tetanus)
Um sich mit Tetanus zu infizieren, können kleinste Verletzungen ausreichen. Das liegt daran, dass die Bakterien, welche die Krankheit verursachen, fast überall vorkommen können. Wenn Tetanus-Bakterien in den menschlichen Körper gelangen, produzieren sie ein Gift, das schlimme und langanhaltende Muskelkrämpfe verursacht. Deshalb nennt man die Krankheit auch Wundstarrkrampf. Unbehandelt führt sie fast immer zum Tod. Deshalb ist die Impfung für jeden Menschen wichtig.
Keuchhusten (Pertussis)
Keuchhusten wird durch Bakterien hervorgerufen. Die Krankheit betrifft vor allem die oberen Atemwege. Dabei löst sie heftige krampfartige Hustenanfälle aus und kann sogar Erstickungsanfälle verursachen. Besonders für Säuglinge unter sechs Monaten kann Keuchhusten lebensgefährlich werden.
Haemophilus influenzae Typ b (Hib)
Haemophilus influenzae ist ein Bakterium, das vor allem bei Kindern lebensgefährliche Entzündungen im Hals, in der Nase und in den Ohren, in der Lunge und im Gehirn hervorrufen kann. Es kann auch zu Entzündungen im Kehlkopf und dadurch zu Erstickungsanfällen kommen. Auch wenn ein Kind eine Infektion mit Hib übersteht, können trotz Behandlung bleibende Hörschäden und Entwicklungsstörungen zurückbleiben. Schwere Hib-Infektionen kommen in den ersten fünf Lebensjahren am häufigsten vor. Die Behandlung einer bereits ausgebrochenen Hib-Erkrankung wird dadurch erschwert, dass einige Arten dieser Bakterien nicht mehr auf Antibiotika reagieren.
Kinderlähmung (Polio oder Poliomyelitis)
Früher war Polio, auch Poliomyelitis oder Kinderlähmung genannt, eine gefürchtete Kinderkrankheit, weil sie zu schweren und bleibenden Lähmungen führen kann. Betroffen sind vor allem Arme und Beine. Auslöser sind so genannte Polio-Viren. Sie befallen die Nervenzellen im Körper, die für die Steuerung der Muskeln zuständig sind. Ist die Atemmuskulatur betroffen, kann das zum Tod führen. Auch Jahre nach einer Infektion kann die Krankheit wieder auftreten.
Hepatitis B
Hepatitis B ist eine Form der Leberentzündung, die durch Viren hervorgerufen wird und weltweit verbreitet ist. Jedes Jahr stecken sich allein in Deutschland mehrere hundert bis tausende Menschen damit an. Ein bis sechs Monate nach der Infektion treten grippeähnliche Beschwerden auf, oft kombiniert mit einer sogenannten Gelbsucht, also einer gelblichen Verfärbung der Haut. Manchmal kommen auch noch Übelkeit und Erbrechen dazu. Die Viren sind im Blut, aber auch in anderen Körperflüssigkeiten der Infizierten. Frauen, die infiziert sind, können die Viren während der Schwangerschaft und Geburt an ihr Kind übertragen. Die meisten Menschen stecken sich allerdings beim Geschlechtsverkehr an. Fachleute raten trotzdem zur Impfung schon im Kindesalter. Dafür sprechen zwei Gründe. Säuglinge erkranken zwar sehr selten an Hepatitis B. Wenn es passiert, bleiben die Kinder aber oft dauerhaft infiziert. Zweitens sorgt eine frühe Impfung dafür, dass die Kinder später auf jeden Fall geschützt sind, wenn sie erwachsen werden und Geschlechtsverkehr haben. Üblicherweise werden Säuglinge mit einem Sechsfachimpfstoff geimpft, der zusätzlich Impfstoffe gegen Tetanus, Diphterie, Keuchhusten, Polio und Hib enthält.
Pneumokokken
Pneumokokken sind Bakterien, die schwere Erkrankungen wie Hirnhautentzündung, Lungenentzündung oder Mittelohrentzündung hervorrufen. In schlimmen Fällen können sie bleibende Schäden hinterlassen oder sogar tödlich enden. Säuglinge und Kleinkinder sind besonders gefährdet, weil ihre körpereigene Krankheitsabwehr noch nicht so stark ist. Gefährdet ist auch, wer schon durch eine Virusinfektion geschwächt ist. Viele der eitrigen Hirnhautentzündungen, die bei Kindern auftreten, werden durch Pneumokokken ausgelöst. Übertragen werden die Bakterien durch Tröpfcheninfektion, vor allem durch Husten und Niesen.
Masern
Masern werden durch hochansteckende Viren ausgelöst. Infizierte Menschen verteilen sie beim Sprechen, Husten und Niesen in Form von winzigen Tröpfchen in der Luft. Wenn man diese einatmet, steckt man sich sehr leicht an. Man kann sich aber auch anstecken, indem man Dinge anfasst, die Masern-Kranke vorher benutzt haben. Wer sich infiziert hat, bekommt anfangs grippeähnliche Beschwerden und Fieber. Später treten zuerst an den Ohren und dann am gesamten Körper rote Flecken auf. Der Ausschlag ist ein typisches Merkmal von Masern. Meistens heilen Masern zwar von alleine aus. In seltenen Fällen kann es aber zu größeren Problemen kommen, zum Beispiel zu einer gefährlichen Gehirnentzündung.
Mumps
Mumps ist eine Viruserkrankung, bei der zuerst grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Husten und Kopfschmerzen auftreten. Typisch für Mumps ist eine Schwellung der Ohrspeicheldrüse auf einer oder auf beiden Seiten, die meistens drei bis acht Tage anhält. In der Regel heilt Mumps ohne Probleme aus. Fast jeder zehnte Mensch, der daran erkrankt, entwickelt allerdings eine Entzündung der Hirnhaut. Sehr selten kommt es sogar zu einer Entzündung des Gehirns oder einer Entzündung des Hörnervs. Dann drohen bleibende Schäden wie Lähmungen oder Hörschäden. Für Jungen birgt Mumps noch eine andere Gefahr. Je älter sie sind, wenn sie die Krankheit bekommen, desto größer ist das Risiko, dass sich die Hoden entzünden und die Zeugungsfähigkeit später eingeschränkt ist.
Röteln
Röteln sind eine Viruserkrankung, die sich durch einen typischen roten Hautausschlag bemerkbar machen. Allerdings sind die Krankheitsanzeichen nicht bei jedem Menschen gleich. Manche Menschen merken gar nichts von der Erkrankung. Oft werden Röteln auch nicht erkannt, weil die Beschwerden den Symtomen anderer Erkrankungen ähneln. Meistens verläuft die Erkrankung ohne Probleme. Gefährlich sind Röteln vor allem für ungeborene Kinder während der ersten vier Monate einer Schwangerschaft. Deswegen wird bei allen Frauen, die an Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen teilnehmen, ein Test auf Röteln gemacht und das Ergebnis im Mutterpass eingetragen.
Windpocken (Varizellen)
Typisch für eine Windpocken-Erkrankung ist ein Hautausschlag mit vielen kleinen stark juckenden Bläschen. Auslöser sind Viren. Sie werden Varizellen genannt. Übertragen werden Windpocken-Viren meistens durch Husten und Niesen. Eine Ansteckung ist auch möglich, wenn Tröpfen aus den Bläschen des Hautausschlags eingeatmet werden. Windpocken heilen meistens problemlos aus. Bei Jugendlichen und Erwachsenen verläuft die Erkrankung allerdings oft schwerer als bei Kindern. Wer einmal Windpocken hatte oder dagegen geimpft ist, erkrankt kein zweites Mal daran. Allerdings können die Viren nach einer überstandenen Infektion in bestimmten Nervenzellen dauerhaft bleiben. Wenn die körpereigene Krankheitsabwehr zum Beispiel im höheren Alter oder bei bestimmten Krankheiten stark geschwächt ist, kann es noch viele Jahre später zu einer Zweiterkrankung kommen. Sie äußert sich in anderen Symptomen und heißt Gürtelrose. Wer nicht gegen Vari-Zoster-Viren geimpft ist und noch keine Windpocken hatte, kann sich anstecken und an Windpocken erkranken.
Hirnhautentzündung (Meningokokken)
Meningokokken sind Bakterien, die eine Entzündung der Häute, die das Gehirn umhüllen, oder eine Blutvergiftung hervorrufen können. Die Erreger werden durch engen Kontakt mit einem erkrankten Menschen über Tröpfchen vor allem beim Husten und Niesen übertragen. Wer an einer Meningokokken-Infektion erkrankt, muss in der Regel im Krankenhaus und teilweise auf einer Intensiv-Station behandelt werden, weil es häufig zu Problemen kommt. Eine Blutvergiftung kann sogar tödlich enden. Die Hirnhautentzündung kann bleibende Schäden hinterlassen wie Entwicklungsstörungen, Lähmungen, Krampfanfälle und Taubheit.