Die ersten Wochen und Monate mit dem Baby sind für die meisten Mütter eine schöne, aber auch anstrengende Zeit. Das häufige Weinen oder Schreien des Babys kann zur Herausforderung werden. Vielleicht bist du irritiert, weil du nicht verstehst, was dein Baby braucht? Denk daran, dass ihr einander gerade erst kennenlernt! Du wirst mit der Zeit herausfinden, was dein Baby möchte und wie du es trösten kannst. Nach und nach wird das Baby auch lernen, sich selbst zu beruhigen. Du darfst dir ruhig eingestehen, dass dich das laute Schreien und Weinen des Kindes manchmal nervt. Mit solchen Gefühlen bist du nicht allein. Es ist völlig in Ordnung, Angehörige oder Freund:innen darum zu bitten, dich zu entlasten.

Viele Neugeborene schlafen viel und die erwartete Dauerbeschallung bleibt erst einmal aus. In den ersten zwei Lebenswochen weiß das Baby noch nicht, was ihm fehlt, und meldet sich, weil “irgendetwas” nicht stimmt. Du kannst dein Kind in jedem Fall damit trösten, wenn es deinen Körper riechen und fühlen kann. Du bist ihm seit vielen Monaten vertraut, während die Welt rundherum noch fremd und beunruhigend ist. Für die Bindung zwischen Mutter und Kind sind die ersten gemeinsamen Wochen besonders wichtig. Du kannst also nicht oft genug mit deinem Baby kuscheln. Auch der Vater oder andere enge Bezugspersonen sollten diese Gelegenheit nutzen, um eine enge Beziehung aufzubauen. Das Baby freut sich über viel liebevolle Aufmerksamkeit.

Viele Kinder melden sich ab der dritten Lebenswoche häufiger und mit kräftiger werdender Stimme. Babyalarm gibt es dann vor allem in den späten Nachmittags- und Abendstunden. Ein Grund für diese Unruhe kann sein, dass dein Kind nun lernt, Tag und Nacht zu unterscheiden und sein Schlafverhalten anzupassen. Das ist eine Herausforderung für das Baby. Ein weiterer Grund zum Weinen sind die vielen neuen Eindrücke, die das Kind erst einmal verarbeiten muss. Um die 16. Lebenswoche herum beruhigen sich die meisten Babys wieder Stück für Stück. Wenn dein Kind dann noch nicht so weit ist, bedeutet das aber nicht, dass du etwas verkehrt gemacht hast.

Das Baby meldet sich, wenn etwas nicht stimmt. Du solltest dich ihm also möglichst immer zuwenden, wenn es auf sich aufmerksam macht. Manchmal wirst du den Grund für die Klagen des Babys auf den ersten Blick erkennen. Vielleicht beschwert es sich über seine volle Windel oder weint, weil es Hunger hat. Du könntest die Raumtemperatur überprüfen und nachsehen, ob es warm genug eingepackt ist. Oft ist aber nicht so klar, was dein Baby gerade braucht. Vielleicht braucht es Ruhe, hat aber Schwierigkeiten, in den Schlaf zu finden. Vielleicht möchte es auch einfach in deiner Nähe sein. Vertrau deinem Bauchgefühl. Wenn du den Eindruck hast, dass das Baby krank sein könnte, sprich unbedingt mit ein:er Kinderärzt:in oder deiner Hebamme.

Es gibt viele Wege, ein schreiendes Baby zu besänftigen. Du solltest dir Zeit geben, um herauszufinden, welche Rituale helfen können. Vielleicht reagiert das Kind erst einmal nicht auf deine sanften Worte oder auf dein Schlaflied. Es kann aber sein, dass es sich mit der Zeit mit dieser Art der Zuwendung anfreundet. Du kannst dein Kind auch massieren. Du kannst es im Arm wiegen oder es im Tragetuch spazieren tragen. Wichtig ist, dass du dich deinem Kind auch dann zuwendest, wenn es zufrieden in seinem Bettchen liegt. Sonst lernt es, dass es nur dann deine Zuneigung bekommt, wenn es schreit. Denk bitte daran, auch für dich selbst zu sorgen. Wenn du merkst, dass du an deine Grenzen kommst, verschaff dir erst einmal Luft. Leg dein Baby an einem sicheren Platz ab, geh in einen anderen Raum und atme durch. Wenn es möglich ist, dann bitte deine Angehörigen oder Freund:innen um Unterstützung. Ganz wichtig ist, dass du das Baby auf keinen Fall aus Verzweiflung schüttelst oder grob anfasst. Das Kind kann dabei lebensgefährlich verletzt werden.

Es kann sein, dass du einfach nicht mehr weiterweißt. Zum Beispiel, wenn dein Kind besonders viel schreit. Ein Kind, das an mindestens drei Tagen in der Woche mehr als drei Stunden täglich schreit, nennt man ein Schreibaby. Es kann sein, dass du kurz davor bist, das Baby aus Verzweiflung zu schütteln oder grob anzufassen. Viele Eltern geraten an diesen Punkt, aber das darf man auf keinen Fall tun. Schon durch leichtes Schütteln kann das Kind lebensgefährlich verletzt werden. Wenn du in einer solchen Stresssituation bist, solltest du dich an eine Schreiambulanz oder eine andere Beratungsstelle wenden. Im Internet kannst du unter www.elternsein.info nach Schreiambulanzen in deiner Nähe suchen. Oft gehören sie zu Kinderkliniken. Wenn du in einer dringenden Krise mit einem schreienden Säugling bist, bekommst du auch unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 7100900 Rat, allerdings nur auf Deutsch. Sie ist jeden Freitag, Samstag und Sonntag von 19 Uhr bis 22 Uhr besetzt. Tagsüber ist das Elterntelefon „Die Nummer gegen Kummer“ unter der gebührenfreien Nummer 0800 1110550 für dich da. Wenn du mehr Hilfe benötigst, sind auch die Frühen Hilfen eine gute Anlaufstelle. Sie vermitteln dir passende Hilfsangebote an deinem Wohnort. Du musst dich auf keinen Fall dafür schämen, dort Hilfe zu suchen. Im Gegenteil, du zeigst damit, dass du für das Wohl deines Kindes sorgst.