Du hast die Geburt deines Kindes gut überstanden, ihr beide seid gesund und doch bist du sehr traurig? Vielleicht bist du enttäuscht oder dir ist ständig zum Heulen? Keine Sorge, das geht vielen Frauen so. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einer davon ist Erschöpfung. Schließlich ist eine Entbindung körperlich und seelisch sehr anstrengend. Es kann auch sein, dass die Geburt anders verlaufen ist, als du sie dir vorgestellt hast. Vielleicht hast du starke Ängste erlebt und dich unsicher gefühlt. Auch der Alltag mit dem Neugeborenen bringt viele neue Herausforderungen mit sich. Zum Beispiel, weil das Baby schlecht trinkt, häufig schreit und du kaum zum Schlafen kommst. Zusätzlich stellt sich dein Körper erneut komplett um. Weil er jetzt keine Schwangerschaftshormone mehr bildet, kann es passieren, dass du dich ohne erkennbaren Grund traurig fühlst, negative Gedanken hast oder weinen musst.

Fast die Hälfte aller Frauen erlebt nach der Entbindung ein Stimmungstief. Gönne dir, wenn möglich, einfach erst einmal Ruhe. Lass dich von Menschen, die dir nahestehen, unterstützen, damit du dich erholen kannst. Manchmal hilft es, wenn jemand dich im Haushalt unterstützt oder Zeit mit dem Baby verbringt. Wenn du dich allerdings länger als einige Tage niedergeschlagen und sehr belastet fühlst, besprich dich mit dein:er Ärzt:in oder deiner Hebamme. Das solltest du auch tun, wenn du Schlafstörungen hast, nicht mehr aufstehen möchtest oder wenn du längere Zeit übermäßige Angst hast oder wütend bist.

Wenn es dir über längere Zeit sehr schlecht geht, weil du ständig traurig bist, dich für nichts mehr richtig interessierst, keinen Appetit mehr hast oder dich kaum noch konzentrieren kannst, steckt dahinter vielleicht eine Wochenbettdepression. Dazu kann auch gehören, dass du große Angst hast, dein Kind nicht richtig versorgen zu können oder Fehler zu machen. Eine solche so genannte postpartale Depression kann schon bald nach der Entbindung beginnen. Sie kann aber auch erst Wochen oder Monate später richtig belastend werden. Wichtig zu wissen ist, dass du diesen Zustand nicht einfach aushalten oder dich zusammenreißen musst. Wann immer du darunter leidest, solltest du dich unbedingt an dein:e Ärzt:in oder deine Hebamme wenden. Sie können dir sagen, welche Arten von Hilfe und Unterstützung es gibt und wo du sie bekommst. Eine Wochenbettdepression ist nämlich gut behandelbar. Du kannst dich auch an die Notaufnahme einer psychiatrischen Klinik wenden oder dir über die europaweit gültige Notrufnummer 112 Hilfe holen.

In extrem seltenen Fällen wird der Stress durch Trauer, Wut und Angst so groß, dass es zu starken, ungewohnten und beunruhigenden Veränderungen der eigenen Wahrnehmung kommt. Das kann zum Beispiel Verwirrtheit sein. Manche Frauen leiden dann auch unter Wahnvorstellungen oder Halluzinationen. Es kann zum Beispiel sein, dass man dann Stimmen hört, die sonst niemand hören kann. Es kann auch sein, dass man Personen sieht, die in Wirklichkeit nicht anwesend sind oder gar nicht existieren. Einige Frauen, die eine Wochenbettpsychose durchmachen, berichteten auch davon, dass sich Dinge auf einmal von alleine zu bewegen schienen oder Straßen und Räume, die ihnen vertraut waren, plötzlich enger oder weiter wirkten als normalerweise. Vielleicht kommen diese Wahrnehmungen zusammen mit einem Gefühl starker Angst. Wenn das deine Situation ist, solltest du dich so schnell wie möglich an dein:e Ärzt:in oder deine Hebamme wenden. Wenn du diese nicht erreichst, wende dich an eine psychiatrische Klinik oder hol dir auch in diesem Fall über die Notrufnummer 112 Hilfe, um dich und dein Kind zu schützen. Wenn du fachkundige Hilfe in Anspruch nimmst, ist eine Wochenbettpsychose gut behandelbar.