Wahrnehmung und Sinnesorgane spielen eine wichtige Rolle in der geistigen und körperlichen Entwicklung eines Kindes. Schon Neugeborene sind dafür grundsätzlich gut ausgestattet. Sie können sehen, hören, schmecken und riechen. Sie spüren, wenn sie berührt, gehalten, getragen oder bewegt werden. Allerdings sind die einzelnen Sinne unterschiedlich weit entwickelt. Das liegt vor allem am Gehirn. Es muss erst lernen, Geräusche und andere Eindrücke, richtig zu verarbeiten. Schon bei Geburt sind der Tastsinn und das Gehörorgan ausgereift. Trotzdem hören Kinder noch anders als Erwachsene. Ähnlich ist es beim Sehen. Babys nehmen ihre Umgebung am Anfang nur unscharf und schemenhaft wahr. Die Sehschärfe und das Zusammenspiel beider Augen müssen sich erst entwickeln. Eltern können diese Vorgänge nicht beschleunigen. Du kannst dein Kind aber unterstützen, indem du dich mit ihm beschäftigst und ihm vielfältige Anregungen gibst. Wichtig ist auch, dass du die Kindervorsorgeuntersuchungen nutzt. Mögliche Hör- oder Sehstörungen können so frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Im ersten Lebensjahr entwickelt sich die Sehfähigkeit enorm. Nach der Geburt können Babys zuerst vor allem unterschiedliche Helligkeiten, Muster und Formen wahrnehmen und unterscheiden. Besonders interessant sind für sie menschliche Gesichter. Am liebsten sehen sie in die Gesichter der Eltern, mit denen sie gezielt Blickkontakt suchen. Am besten sehen können Babys am Anfang in einem Abstand von 20 bis 25 Zentimetern vor den Augen. Die meisten Eltern nehmen diese Entfernung oft von sich aus ein, wenn sie sich mit ihrem Kind beschäftigen und zu ihm reden. Mit etwa drei bis vier Monaten entwickelt sich das Sehen mit beiden Augen. Das heißt, im Gehirn verschmelzen jetzt die von beiden Augen gelieferten Informationen zu einem Bild. Damit fängt auch das räumliche Sehen an. Das Baby kann jetzt auch Gegenstände sehen, die etwas weiter entfernt sind und Bewegungen mit den Augen verfolgen. Im Alter von sieben bis acht Monaten zeigt das Kind deutliches Interesse für seine Umgebung. Es erkennt jetzt auch Dinge außerhalb seiner Reichweite und streckt gezielt die Hände danach aus. Mit einem Jahr hat dein Kind bereits die Hälfte der Sehschärfe eines Erwachsenen.

Schon Neugeborene können menschliche Sprache aus einer Vielzahl von Geräuschen in ihrer Umgebung heraushören. Schon bald nach der Geburt kann dein Baby deine Stimme von der anderer Personen unterscheiden. Es hört am liebsten deine Stimme und die von Menschen, die es kennt. Es freut sich, wenn du mit ihm sprichst, wenn du ihm etwas erzählst oder ihm Lieder vorsingst. Das fördert nicht nur die Entwicklung des Hörvermögens. Du weckst damit auch sein Interesse daran, Sprechen zu lernen. Ab einem Alter von etwa drei Monaten probieren Kinder in der Regel ihre eigene Stimme aus. Dazu geben sie verschiedene Laute von sich. Sie quietschen, brummen, lachen und schreien. Dann fangen sie auch an, wie bei einem Gespräch, auf Äußerungen von dir mit eigenen Lauten zu reagieren. Gutes Hören ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich dein Kind normal entwickeln kann. Für alle Neugeborenen wird das so genannte Neugeborenen-Hörscreening angeboten. Durch diese Untersuchung können angeborene bleibende Hörstörungen frühzeitig erkannt und in den meisten Fällen erfolgreich behandelt werden. Eine Hörstörung kann aber auch erst später auftreten, zum Beispiel durch eine Infektion. Deshalb ist es wichtig, darauf zu achten, ob dein Kind gut hört. Wann immer du den Verdacht haben solltest, dass dein Baby Probleme mit dem Hören hat, solltest du das von dein:er Kinderärzt:in abklären lassen.

Kinder lernen von sich aus zu sprechen. Wann und wie schnell das passiert, ist aber ganz unterschiedlich. In den ersten Lebensmonaten entwickeln sie ein immer besseres Ohr für die Sprachmelodie, für einzelne Laute und die Betonung von Wörtern. Gleichzeitig erproben Kinder spielerisch die für das Sprechen wichtigen Organe und Muskeln. Das sind zum Beispiel das Zwerchfell, die Stimmbänder, die Lippen und die Zunge. Am Anfang sind die Muskelbewegungen eher zufällig. Sobald sie diese Bewegungen aber besser kontrollieren können, geben die Kinder gezielt ihre ersten Laute von sich. Manche Kinder sprechen schon mit neun Monaten ihr erstes Wort. Einige lassen sich aber auch bis zum Alter von etwa zweieinhalb Jahren Zeit. Die einzelnen Phasen und ihre Abfolge sind trotzdem bei allen Kindern ähnlich. Die meisten fangen mit einem Jahr oder anderthalb Jahren an, die ersten Worte zu sprechen. In der Regel sind das die Worte Mama oder Papa. Als nächstes beginnen Kinder, das, was sie sehen, hören oder tun, zu benennen. Dabei meinen sie zunächst meistens mehr, als das bloße Wort besagt. Das Wort Ball kann zum Beispiel je nach Situation bedeuten, dass dein Kind den Ball haben will oder mit ihm spielen möchte. Es kann aber auch heißen, dass der Ball weg ist. Aus dem, was Kinder in ihrer Umgebung hören, erschließen sie sich selbst die Regeln der Sprache. Manchmal kommt es dabei zu Störungen. Je früher sie erkannt werden, desto erfolgreicher kann man ein Kind bei der Sprachentwicklung unterstützen. Dafür ist es wichtig, dass du alle kostenlosen Kindervorsorgeuntersuchungen nutzt.